28.03.2024

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Folge 52-21 vom 31. Dezember 2021 / Türkei / Erdoğan will China nacheifern / Angeblich sind die Voraussetzungen in seinem Land noch vorteilhafter als in der Volksrepublik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-21 vom 31. Dezember 2021

Türkei
Erdoğan will China nacheifern
Angeblich sind die Voraussetzungen in seinem Land noch vorteilhafter als in der Volksrepublik
Franz Bacchus

Während die Türkei eine Zeit wirtschaftlicher Turbulenzen wie nie zuvor durchlebt, die durch die ständigen Eingriffe des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan in die Wirtschaftspolitik herrühren, hält dieser seinen Kurs aufrecht, koste es, was es wolle, um ein klares Ziel zu erreichen: chinesische Zustände. Der Präsident, der diese Woche seinen Finanzminister entließ, den er erst vor einem Jahr ernannt hatte, hält an einer Politik der billigen Kredite fest, die das Wachstum ankurbelt, aber die Währung abstürzen lässt und die Inflation in die Höhe treibt. Das türkische Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs in diesem Jahr wie das chinesische um bis zu neun Prozent. Aber die Türkei steht kurz vor der Pleite, während China das nicht tut, weil dort im Gegensatz zur Türkei noch etwas wirtschaftliche Vernunft herrscht.

Wie die türkische Tageszeitung „Hurriyet“ berichtete, hat Erdoğan seinen Fahrplan vor den Führungskräften seiner Partei, der AKP, ausführlich erläutert und sich dabei ausdrücklich auf das chinesische Modell bezogen: „Wir sind in eine neue Ära eingetreten, um den Druck der Zinssätze loszuwerden und ein produktionsbasiertes Wirtschaftswachstum zu erreichen. Wir werden ausländische Investoren anziehen. So ist die chinesische Wirtschaft gewachsen, indem sie sich auf ihre junge Bevölkerung und ihre Industrie gestützt hat.“

Keine Solidarität mit den Uiguren

So deutlich auf das chinesische Modell berufen hatte sich Erdoğan in der Vergangenheit nie. Diese Neuerung ist umso erstaunlicher, als sich der türkische Präsident als Führer aller unterdrückten Muslime weltweit versteht und China gerade die muslimischen Uiguren millionenfach unterdrückt.

„Mehr Vorteile als China“

Laut Erdoğan hat sein Land sogar noch „mehr Vorteile als China“, da es näher an den zahlungskräftigen Märkten Europas liege und eine viel jüngere Bevölkerung als die überalterte Volksrepublik habe. Erdoğan gibt zwar zu, dass die Zeiten für seine türkischen Landsleute schwierig sind, stellt ihnen aber in Aussicht, „die Früchte dieses neuen Modells in sechs Monaten zu ernten“. 

In gut zwölf Monaten, Anfang 2023, muss sich Erdoğan den nächsten Wahlen stellen. Seine Popularität hat infolge des Währungsverfalls, der viele Türken verarmen lässt, enorm gelitten. Millionen Menschen werden um ihre Ersparnisse gebracht, den Banken droht die Pleite. Aber der Präsident hält an seiner kruden Inflationstheorie fest. Die Zentralbank befolgt die Anweisungen Erdoğans, der eine eigene Inflationstheorie erfunden hat. Obwohl der Lira-Verfall faktisch außer Kontrolle geraten ist, zeigt sich Erdoğan uneinsichtig. An einen Wahlsieg mit legalen Mitteln scheint selbst er schon nicht mehr zu glauben.

Selbst offiziell beträgt die Inflation bereits über 21 Prozent. Die Opposition und einige Wirtschaftswissenschaftler zweifeln jedoch selbst diesen hohen Wert an. Angeblich liegt die wirkliche Inflation noch höher. Dabei hätte die Türkei allein schon nach den offiziellen Zahlen eine der höchsten unter den Industrieländern.