20.04.2024

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Folge 01-22 vom 07. Januar 2022 / Elisabeth Christine / Die Königin liebte den König. Der achtete sie / Die Ehefrau Friedrichs des Großen starb vor 225 Jahren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-22 vom 07. Januar 2022

Elisabeth Christine
Die Königin liebte den König. Der achtete sie
Die Ehefrau Friedrichs des Großen starb vor 225 Jahren
Manuel Ruoff

Im Gegensatz zu Friedrich dem Großen, in dessen Regentschaft der preußisch-österreichische Dualismus in Deutschland begann, verhielt sein Vater, der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., sich loyal zu den Habsburgern, die seit dem Mittelalter bis 1740 den Kaiser stellten. Letzterer wünschte deshalb eine Ehe seines ältesten Sohnes und designierten Nachfolgers mit der am 8. November 1715 in Wolfenbüttel geborenen Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern, bei der es sich um eine enge Verwandte der Habsburger handelte. Um des Friedens mit seinem Vater willen war der preußische Kronprinz bereit, jede zu heiraten, sofern sie „nicht albern und gar zu häßlich“ war. Der Vater beruhigte den Sohn, dass die Prinzessin „wohl aufgezogen ist, modeste und eingezogen; so müssen die Frauen sein. Die Prinzessin ist nit häßlich, auch nit schön. – Sie ist ein gottesfürchtiges Mensch. Gott gebe seinen Segen.“ 1732 wurde geheiratet. 

Für Friedrich war diese Ehe der Preis, den er für das Wohlwollen des Vaters und die Freiheit zahlte: „Die Ehe macht großjährig und sobald ich das bin, bin ich Herr in meinem Hause.“ Während für Friedrich also die Ehe Mittel zum Zweck war, liebte Elisabeth Christine ihren Ehemann. „Wenn es ein Verbrechen ist an den König zu hängen, so rühme ich mich dessen. Jeder Rechtschaffene muß ja einen solchen König wie den unsrigen lieben, der die Güte selber ist und es in vollem Maße verdient, daß man ihn nicht blos aus Pflichtgefühl, sondern auch aus herzlicher Zuneigung liebt. So lange mir die Augen offen stehen, werde ich diese meine Gefühle nie und nimmer verändern“, schrieb sie ihrem geschätzten Bruder, als ihr Mann bereits König war. 

Die Tragik der Elisabeth Christine war, dass ihre Liebe zu Friedrich unerwidert blieb. Abgesehen von der Frage, ob Friedrich überhaupt in der Lage war, Frauen zu lieben, war sie still, bescheiden, anspruchslos und von strengem biblischen Glauben und damit so ganz anders als er. Angeblich sollen sich Gegensätze ja anziehen, aber hier funktionierte das nicht. 

Wenn Friedrich auch sein Desinteresse an seiner Ehefrau nicht immer verhehlte, so war er doch klug genug, die Qualitäten seiner Frau zu erkennen, und anständig genug, dass sein Verstand zu kompensieren versuchte, was sein Herz ihr versagte. Bereits als junger Ehemann wusste er, dass er der schlechteste Mensch auf der Welt sein müsse, wenn er seine Gemahlin nicht wahrhaft hochachten wollte. Frühzeitig differenzierte er: „Ich habe keinen Widerwillen gegen sie, sie ist ein gutes Herz, ich wünsche ihr nichts Böses, aber ich werde sie nie lieben können.“ 

Schon vor der Eheschließung wusste er, was er wollte: „Ich werde mich als Galanthomme verheirathen, das heißt, ich lasse Madame thun, was ihr gut dünkt und thue auf meiner Seite was mir gefällt. Ich werde mein Wort halten, ich werde mich verheirathen, aber nachher sehen Sie zu, was geschehen wird: Guten Tag, Madame, und guten Weg!“

Elisabeth Christine fügte sich in ihr Schicksal. Anfänglich lebte sie allein im Kronprinzenpalais. 1736 bezogen sie und ihr Mann das Schloss Rheinsberg. Begeistert schrieb sie an ihren Schwiegervater, der seinem Sohn das Schloss geschenkt hatte: „Der Rheinsberger Aufenthalt ist mir so angenehm wie er nur immer sein kann, bin ich doch vereint mit dem liebsten, das ich auf der Welt besitze.“ Auch noch mit jahrzehntelangem Abstand schwärmte sie rückblickend von dieser glücklichen Zeit. 

Diese endete mit dem Tod des Schwiegervaters und der Regierungsübernahme ihres Mannes. Von ihm erhielt sie im Berliner Schloss eine Wohnung, die größer war als seine eigene sowie das Schloss Schönhausen als Sommerresidenz. Wenn auch gezwungenermaßen nicht an der Seite ihres Mannes, versuchte sie doch ihren Verpflichtungen als Repräsentantin des Staates und Landesmutter nachzukommen. Preußen hatte nun zwei Höfe: den des Königs und den der Königin. 

Friedrich wusste ihren Dienst am Staat zu schätzen. So bat er seinen Leibarzt, „die Königin ohne Aufschub zu besuchen und sich mit den beiden anderen Ärzten von Berlin zu verbinden“ mit der bemerkenswerten Begründung: „Denken Sie daran, dass es sich um die teuerste und notwendigste Person für den Staat, für die Armen und für mich handelt.“

Friedrichs Sorge um das materielle Wohl seiner Ehefrau ging über den Tod hinaus. In seinem Testament forderte er seinen Neffen, Erben und Nachfolger auf, „ihr jene Hochachtung zu erweisen, die ihr als Witwe seines Oheims und als einer Fürstin, die nie vom Tudenpfade abgewichen, gebühre“. Friedrich rannte damit offene Türen ein, sodass Elisabeth Christine ihren Lebensstil beibehalten konnte. Sie nahm auch weiterhin repräsentative Aufgaben wahr, wenn diese auch abnahmen, gab es doch nun mit Friedrich Wilhelms II. Ehefrau Friederike Luise eine neue Königin. Elisabeth Christine überlebte ihren Mann um ein gutes Jahrzehnt und starb 81-jährig am 13. Januar 1797 im Berliner Schloss.