27.04.2024

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Folge 01-22 vom 07. Januar 2022 / Droste-Hülshoff / Sondermarke zum runden Geburtstag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-22 vom 07. Januar 2022

Droste-Hülshoff
Sondermarke zum runden Geburtstag
Manuel Ruoff

Den 225. Geburtstag der deutschen Schriftstellerin und Komponistin Annette von Droste-Hülshoff kommenden Mittwoch würdigt das Bundesfinanzministerium mit einer Sonderbriefmarke, die seit vergangenem Montag in den Verkaufsstellen der Deutschen Post erhältlich ist. Das Sonderpostwertzeichen „225. Geburtstag Annette von Droste-Hülshoff“ und die Ersttagsstempel wurden von dem Designer und Professor an der Hochschule für Künste Bremen Eckhard Jung gestaltet.

Für die Marke wurde auf eine der bekanntesten Darstellungen der bedeutenden deutschsprachigen Dichterin des 19. Jahrhunderts zurückgegriffen. Das Porträtgemälde im blauen Brokatkleid ließ die Dargestellte im Jahre 1838 gleich nach Erscheinen ihrer ersten Gedichtausgabe von Johann Joseph Sprick fertigen. Von dem dem Biedermeier zugerechneten Künstler in Münster ließ sich die auf Burg Hülshoff bei Münster geborene Künstlerin gleich mehrfach porträtieren.

Zwei Jahre nach Fertigstellung des Gemäldes und vor des Malers Tod schrieb die Porträtierte an ihre Schwester Jenny: „Vorerst sitzt der Maler Sprick in Münster, mit Frau und sechs Kindern, wovon das jüngste mein Päthchen ist, und die Leute verhungern beinah ... Da ich sie nun gut kenne und zuweilen hin gehe, so kann ich das unmöglich so ansehn, und lasse dann, wenn ich merke, daß es zu elend steht, von Zeit zu Zeit ein kleine Oelportrait mahlen, das Stück zu 2 Louisdor, damit sie sich so hinschleppen, bis ... der Kunstverein im Herbste Spricks ... sehr schönes Oelbild, Abrahams Opfer, gekauft hat ... Dann ist vorerst geholfen und er kömmt dann auch in Ruf – ich aber komme bis dahin zu einem sehr leeren Beutel, da ich, unter uns gesagt, dieses Jahr schon 5 Bilder habe mahlen lassen.“

Spricks Bild wird auf der Marke kombiniert mit der viert-, der vor- und der letzten Zeile aus Droste-Hülshoffs dem Biedermeier beziehungsweise der Romantik zugeordneten Gedicht „Am Turme“ aus dem Jahre 1842: „Nun muß ich sitzen so fein und klar ... und darf nur heimlich lösen mein Haar und lassen es flattern im Winde!“ 

Jochen Grywatsch, Zweiter Vorsitzender der Droste-Gesellschaft in Münster, interpretiert diese gegensätzliche Bild-Text-Kombination wie folgt: „Die streng gescheitelte und geflochtene Frisur korrespondiert mit der gesellschaftlichen Rolle einer adeligen Frau, von der Zurückhaltung und Pflichterfüllung erwartet wurden. Dagegen steht das ,flatternde Haar‘ in ihrem Gedicht ,Am Thurme‘ als Sinnbild für die Freiheit, die sie sich in und mit der Literatur erkämpfen konnte.“