26.04.2024

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Folge 01-22 vom 07. Januar 2022 / Östlich von Oder und NeißE / Der „Schlesische Rembrandt“ kehrt nach Leubus zurück / Die Zisterzienserabtei erhielt Kopien des Königsbergers Michael Willmann – Noch ist ungewiss, ob die Originale folgen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-22 vom 07. Januar 2022

Östlich von Oder und NeißE
Der „Schlesische Rembrandt“ kehrt nach Leubus zurück
Die Zisterzienserabtei erhielt Kopien des Königsbergers Michael Willmann – Noch ist ungewiss, ob die Originale folgen
Chris W. Wagner

Die einstige Zisterzienserabtei Leubus [Lubiąż], etwa 54 Kilometer nordwestlich von Breslau entfernt, zieht wieder Kunstpublikum an. Seit einigen Tagen hängen nämlich an den sonst kahlen Wänden der Klosterkirche wieder Kopien von Werken, die das Haus einst bestimmten. Zuvorderst ist dabei an den Königsberger Michael Willmann (1630–1706) zu denken.

Der Schlesische Rembrandt, wie Willmann gern genannt wird, schuf seine berühmtesten Werke im Auftrag des Leubuser Abts Arnold Freiberger. Willmanns Werkstatt wurde bald ein Vorbild für die barocke Malerei in ganz Schlesien. Es folgten Aufträge aus den Abteien Grüssau [Krzeszów], Heinirchau [Henryków], Kamenz [Kamieniec Ząbkowicki] und den oberschlesischen Klöstern Rauden [Rudy] und Himmelwitz [Jemielnica]. Willmanns Monumentalwerke entsprachen dem Geist der Gegenreformation und wurden gebührend in den Zisterzienserklöstern, die damals als künstlerische Zentren galten, gefeiert.

Ruhm schon zu Lebzeiten

Willmann genoss schon zu Lebzeiten großen Ruhm. Seine Vita ist bereits in der erstmals 1675 erschienenen „Teutsche(n) Academie der edlen Bau-, Bild und Malereikünste“ aufgenommen worden. Er starb 1706 als ein hochgeehrter Künstler. Nach seinem Tode wurde er in der Klostergruft von Leubus neben den Äbten bestattet.

Das Kloster Leubus, das im 14. Jahrhundert nicht nur das wichtigste Schlesiens, sondern ein kulturelles Zentrum ganz Ostmitteleuropas war, konnte diese Position jedoch nicht halten. Erst unter Abt Arnold Freiberger war im Barock wieder ein „Goldenes Zeitalter“ für Leubus angebrochen.

Säkularisierung brachte das Aus

Mit den Schlesischen Kriegen und der nunmehrigen Zugehörigkeit zu Preußen kam jedoch der nächste Umbruch. Im Zuge der Säkularisierung wurde das Kloster Leubus 1810 aufgelöst. Mit der Schließung wurden etliche Werke Willmanns in die neue Gemäldegalerie zu Breslau verbracht. Tytus Czartoryski (PiS), der Vorsitzende der Kommission für Kultur und Bildung der Woiwodschaft Niederschlesien, sieht darin den Hauptgrund des Verfalls. „Die Säkularisierung Anfang des 19. Jahrhunderts war ein Fehler, denn auf diese Weise verlor das Kloster seine wichtige organisatorische Rolle“, bekundete Czartoryski gegenüber TVP Breslau ganz in dem Sinne, dass Preußen für die negativen Aspekte der Geschichte zuständig sein muss. Und dies, obwohl nach 1945 erst eine richtige Tilgung Willmanns aus dem Bewusstsein Schlesiens folgen sollte.

Für den Niederschlesischen Woiwoden Jarosław Obremski wird noch viel Wasser die Oder hinabfließen müssen, ehe der Klosterkomplex nur annähernd so gut in Schuss sein wird wie beispielsweise Grüssau. Er hofft, dass die 1989 gegründete Stiftung Leubus [Fundacja Lubiąż], die nun Besitzer des gesamten Klostergeländes ist, Gelder für die Sanierung akquiriert.

Originale befinden sich in Breslau

Erst einmal sollen nun Kunstfreunde Willmann-Kopien betrachten dürfen. Die Reproduktionen sind während der Vorbereitung zu der großen Willmann-Schau „Opus Magnum“ entstanden. Während die Originale im Vier-Kuppel-Pavillon neben der Breslauer Jahrhunderthalle präsentiert wurden, haben Künstler im Auftrag des Breslauer Nationalmuseums Kopien für Warschauer Kirchen erstellt, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit Willmann-Werken aus Schlesien  ausgestattet wurden. 

„Die Kopien sind lediglich eine Spur der einstigen Pracht und des künstlerischen Reichtums des Leubuser Klosters. Sie sollen daran erinnern, dass dieser Ort in der Vergangenheit eine Schatzkammer neuzeitlicher schlesischer Kunstwerke war. Sie sollen aber auch hoffen lassen, dass die Originale einmal hierher zurückkehren“, so Piotr Oszczanowski, Leiter des Nationalmuseums zu Breslau.