25.04.2024

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Folge 02-22 vom 14. Januar 2022 / Aufgefallen / Bedenkliches Gedenken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-22 vom 14. Januar 2022

Aufgefallen
Bedenkliches Gedenken

Am vergangenen Sonntag war es wieder soweit. Die Spitze der Linkspartei erinnerte an der „Gedenkstätte der Sozialisten“ in Berlin-Friedrichsfelde an die Ermordung der Kommunistenführer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg am 15. Januar 1919 durch rechte Freikorpskämpfer. In der DDR war dieser Tag jahrzehntelang ein zentraler Fixpunkt der offiziellen Gedenkkultur, der daran erinnern sollte, wohin das Scheitern der Arbeiterklasse in der Weimarer Republik geführt hatte, und der zugleich die Kommunisten als Opfer politischer Verfolgung hinstellte. 

Um so erstaunlicher, dass der 15. Januar seit Jahren auch im vereinten Deutschland beinahe wie ein normaler Gedenktag begangen wird. Die „Tagesschau“ berichtete am Sonntag ebenso kritiklos darüber wie der bürgerliche „Tagesspiegel“. Kein Wort etwa davon, dass „Karl und Rosa“ keineswegs aufrechte Demokraten waren, die für die Sache der ersten deutschen Republik kämpften, sondern politische Extremisten, die wiederholt Aufstände anzettelten, um auch in Deutschland ein Rätesystem nach sowjetrussischem Vorbild zu errichten. 

Interessant ist hierbei auch, woran in der Berliner Republik nicht erinnert wird. Etwa an die Ermordung von Matthias Erzberger und Walther Rathenau durch ebenfalls rechte Freikorpskämpfer. Beide waren Politiker der bürgerlichen Mitte, deren Ermordung die Republik von Weimar irreversibel beschädigte, während der Tod von Liebnecht und Luxemburg – so verwerflich die Tat auch war – die deutsche Demokratie im Ergebnis stabilisierte.  neh