26.04.2024

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Folge 02-22 vom 14. Januar 2022 / Energieversorgung / Warnung vor bedrohlichen Engpässen / Horrende Gaspreise und Marktraumumstellung – Uniper-Chef wirbt für Zulassung von Nord Stream 2

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-22 vom 14. Januar 2022

Energieversorgung
Warnung vor bedrohlichen Engpässen
Horrende Gaspreise und Marktraumumstellung – Uniper-Chef wirbt für Zulassung von Nord Stream 2
Manuela Rosenthal-Kappi

„Ein Aus wäre ein wirtschaftliches Risiko für uns und ein Risiko für die Gasversorgung in Europa.“ Das sagte Klaus-Dieter Maubach, Chef des Düsseldorfer Energieunternehmens Uniper in Bezug auf Nord Stream 2. Deutschland muss mehr als 90 Prozent seines Gasbedarfs importieren. Gut die Hälfte des importierten Gases komme aus Russland, so Maubach. Nach der Inbetriebnahme von Nord Stream 2 könnte Gazprom seine Lieferungen deutlich erhöhen und die horrenden Gaspreise, die Verbraucher hierzulande zahlen müssen, senken. Die zum Teil geringen Füllstände der europäischen Gasspeicher könnten aufgefüllt werden.

Die Pipeline, deren Inbetriebnahme aus politischen Gründen verzögert wird, hat der russische Staatskonzern Gazprom nur zur Hälfte finanziert, den Rest teilen sich die europäischen Unternehmen OMV, Wintershall Dea, Engie, Uniper und Shell.

Durch die Verzögerung gerät die lückenlose Gasversorgung in Deutschland in Gefahr, zumal Millionen Haushalte in den kommenden Jahren von dem niederkalorischen L-Gas (low caloric) aus den Niederlanden auf das hochkalorische H-Gas (high caloric) umgestellt werden. Hintergrund ist, dass die L-Gasvorkommen zur Neige gehen. L-Gas kommt teilweise direkt aus Deutschland oder wird aus den Niederlanden importiert. Ab dem 1. Oktober 2029 soll jedoch kein niederländisches L-Gas mehr nach Deutschland fließen. Das macht die sogenannte Marktraumumstellung notwendig, eines der größten Infrastrukturprojekte der deutschen Erdgasversorgung. Bis 2030 müssen das Erdgasnetz sowie alle angeschlossenen Geräte wie Heizungen und Gasherde von L-Gas auf H-Gas umgestellt werden. Millionen Haushalte Deutschlands sind betroffen. 

Umstellung von L- auf H-Gas

H-Gas mit einem wesentlich höheren Heizwert stammt aus Norwegen, Russland und Großbritannien, wobei die Importe aus Russland den größten Teil ausmachen. 2018 führte Deutschland 55,3 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland, 24,7 Milliarden aus Norwegen und 15,8 Milliarden aus den Niederlanden ein. Da die bisherigen Pipelines bereits ausgelastet sind, gibt es bei steigendem Energiebedarf keine Alternative zu Nord Stream 2. 

Schon jetzt gibt es mehrere Gasanbieter und mehr Wettbewerb. Zugang zum Flüssiggas LNG erhält die Bundesrepublik über Terminals in den Niederlanden, Belgien und Frankreich, eigene sind in Planung. Die USA und nordafrikanische Länder zählen zu den LNG-Lieferanten. 

Vor allem die Industrie in Nordrhein-Westfalen benötigt eine sichere Energieversorgung, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Schätzungen zufolge droht der EU jedoch eine Importlücke von 120 Milliarden Kubikmetern Erdgas bis zum Jahr 2035. Nord Stream 2 könnte zirka ein Drittel des zusätzlichen Bedarfs decken (siehe auch Seite 8).