19.04.2024

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Folge 02-22 vom 14. Januar 2022 / Porträt / Doping für den Unangepassten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-22 vom 14. Januar 2022

Porträt
Doping für den Unangepassten
H. Tews

An Sportlern kann man ganz gut ablesen, wie es um unsere Psyche in Zeiten von Corona bestellt ist. Weil sich Fußballnationalspieler Joshua Kimmich nicht impfen lassen wollte, wurde er als Opfer medialer Massenhysterie regelrecht an den Pranger gestellt. Noch staatstragendere Panik-Wellen hat der Fall des serbischen Tennisspielers Novak Djokovic ausgelöst, dem zunächst die Einreise zu einem Turnier nach Australien verwehrt wurde, weil er noch ungeimpft ist. Dabei war er zuvor an Covid erkrankt und hatte genügend Antikörper gebildet, was zwar eine Impfung für Australier überflüssig macht, absurderweise aber nicht für Ausländer.

Inzwischen hat die Nummer Eins der Herren-Weltrangliste eine Staatsaffäre ausgelöst, die auch für Australiens Regierungschef Scott Morrison zur peinlichen Nummer wurde. Nachdem er persönlich mit dafür gesorgt hat, dass Djokovic vier Tage lang in einem Abschiebehotel mit anderen Ausländern untergebracht war, entschied ein Gericht, dass der Grand-Slam-Sieger sein Visum zurückerhielt. 

Zuvor schon hatten die Veranstalter der Australian Open von Melbourne dem neunfachen Rekordsieger eine Ausnahmegenehmigung erteilt, damit er seinen Titel vom Vorjahr verteidigen kann. Mit seinen Dauerrivalen Roger Federer und Rafael Nadal gehört Djokovic zu den drei Spielern, die jeweils 20-Grand-Slam-Titel bei den großen Turnieren von Melbourne, Paris, Wimbledon und New York gewonnen haben. In Australien will der 34-jährige Serbe, der eine Zeit lang auch von unserem Tennisidol Boris Becker trainiert wurde, alleiniger Rekordhalter werden.

Sollte Premier Morrison Gründe finden, um das Gerichtsurteil aufzuheben, muss Djokovic – möglicherweise mitten im Turnier – wieder abreisen. Wenn Einzelkämpfer Djokovic in Melbourne aufspielt, wird es zwei Lager geben: einige wenige werden seiner nicht-opportunistischen Haltung applaudieren, doch die meisten anderen werden ihn dafür ausbuhen. Für Djokovic könnte das wie Doping wirken: Einer gegen alle, einer gegen die vom Corona-Wahn ausgelöste Spaltung in Politik, Sport und Gesellschaft.