29.03.2024

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Folge 02-22 vom 14. Januar 2022 / Zum 325. Todestag / Andreas Stech schuf bedeutende Werke / In Braunschweig und Danzig findet man seine Arbeiten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-22 vom 14. Januar 2022

Zum 325. Todestag
Andreas Stech schuf bedeutende Werke
In Braunschweig und Danzig findet man seine Arbeiten
Martin Stolzenau

Das Herzog-Anton-Ulrich-Museum in Braunschweig wurde 1754 vom damaligen Herzog Anton Ulrich gegründet, entwickelte sich seither zu einem der größten und bedeutendsten Kunstmuseen in Deutschland und besitzt umfangreiche Sammlungen mit herausragenden Objekten. Mittendrin das Ölgemälde „Spaziergang vor den Toren Danzigs“. Das Werk vereint Porträt- und Landschaftskunst, gehört zu den bedeutendsten Bildern aus der Hinterlassenschaft des Künstlers Andreas Stech und zu den wenigen Schöpfungen, die von ihm im jetzigen Deutschland erhalten blieben. Es gilt deshalb auch von daher als Rarität. 

Stech stammte aus Hinterpommern, hatte seine Hauptwirkungsstätte in Danzig und Umgebung, wo einige seiner Werke erhalten blieben, und pflegte eine intensive Zusammenarbeit mit berühmten Künstlern wie Andreas Schlüter. Stech orientierte sich in seinem Malstil an flämischen sowie niederländischen Vorbildern, schuf neben Landschaften, Stadtansichten, Porträts sowie Stillleben auch Wandmalereien und Altarausmalungen und erreichte damit über seinen Tod vor 325 Jahren hinaus eine Nachwirkung bis in die Gegenwart. 

Er gilt nach Ansicht der Kunstwissenschaft heute als der „bedeutendste Maler seiner Zeit neben Daniel Schultz in Polen-Litauen“. Doch in Deutschland muss man heute nach Bildern von ihm suchen. Da ist Braunschweig ein Glücksfall.

Geburtsstadt Stolp

Stech wurde 1635 in Stolp geboren. Der Ort liegt am Fluss Stolpe nahe der Ostsee zwischen Stettin und Danzig, entwickelte sich an einer alten Handelsstraße, war mit dem Hafen Stolpmünde ab 1317 im Besitz der Herzöge von Pommern und gehört jetzt als polnische Kreisstadt mit dem Namen Slupsk und rund 90.000 Einwohnern zur Woiwodschaft Pommern. Stechs Vater stammte ursprünglich aus Lübeck, wirkte in Stolp als Maler und wechselte mit seiner Familie später nach Danzig, wo er bessere Verdienstmöglichkeiten sah.

Sohn Andreas offenbarte früh seine eigene zeichnerische Begabung, hatte seine erste Ausbildung sicher beim Vater und kam dann in die Obhut des Malers Adolf Boy, einem vielbeschäftigten Danziger Stadtmaler, der außer Porträts viele Altar- sowie Genrebilder schuf und mit seinen zwölf allegorischen Frauengestalten im Altstädtischen Rathaus von Danzig bis heute allgegenwärtig ist. Er schuf zudem die überlieferten Porträts von Maria Ludovica Gonzaga und König Johannes Casimir und verdiente sich durch die Unterrichtung von Schülern ein Zubrot. 

Die Reihe der Boyjünger reicht von August Ranisch bis zu Stech, der einerseits unter seinem Lehrmeister zum eigenständigen Künstler reifte und andererseits sich in dessen Tochter verliebte. Stech präsentierte zunächst der Malergilde von Danzig sein Gesellenstück und dann seine Meisterarbeit, heiratete die Boytochter, erhielt 1667 das Bürgerrecht der Hansestadt und trat als freischaffender Maler in engeren Kontakt zu anderen Künstlergrößen. Das waren vor allem Daniel Schultz und Andreas Schlüter. 

Viele Arbeiten in und um Danzig 

Schultz hatte seine Ausbildung bei seinem Onkel bekommen, sich im Ausland vervollkommnet und war bis 1660 in Warschau als Hofmaler zu Ehren gelangt, ehe er die Patrizier von Danzig im Porträt verewigte und dann auch Stech viele nützliche Anregungen vermittelte, der so zum meisterhaften Porträtisten reifte. Schlüter war ein noch größeres Kaliber. Der Künstler, der aus Danzig stammte, machte als Bildhauer und Architekt Karriere, hatte seine Hauptwirkungsstätten in Danzig, Warschau sowie Berlin und schuf Kunstobjekte für die Ewigkeit wie das Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten und das Berliner Schloss, das nach seinem jüngsten Wiederaufbau jetzt als Humboldtforum Besucher aus aller Welt anzieht.

Stech und Schlüter erfüllten gemeinsam Aufträge in Pelplin, Oliva und Warschau. Das Kloster Pelplin nahe Danzig, das ab 1258 als Tochterkloster des Zisterzienserklosters in Doberan in Mecklenburg entstanden war, erhielt zusätzlich zu seiner reichen Ausstattung aus der Barockzeit zwischen 1671 und 1675 unter den Äbten Georg Michael von Ciecholewski und Alexander Ludwig Wolff Lüdinghausen große Wandmalereien von der Hand Stechs. In der Klosterkirche von Oliva war er für die Ausmalung der durch Schlüter geschaffenen Altäre verantwortlich. 

Zwischendurch entstanden die beiden berühmten Gemälde „Spaziergang vor den Toren Danzigs“, das jetzt im Braunschweiger Museum zu sehen ist, und „Das winterliche Panorama von Danzig“, das inzwischen wieder im Danziger Rathaus hängt. 

Stech galt im letzten Lebensdrittel neben Schultz als Hauptmaler von Danzig. Er glänzte mit seinen Bildern, überzeugte mit seinen Porträts bis hin zu den bekannten Hevelius-Porträts die reichen Patrizierfamilien und hatte sein Auskommen. Dazu kamen als Ausdruck seiner gewachsenen Stellung verschiedene Führungsämter in der Malergilde und die dreimalige Berufung zum Ältermann. Darüber starb der Maler Andreas Stech am 12. Januar 1697 in Danzig, wo bis heute in den Museen und öffentlichen Gebäuden die erhaltenen Arbeiten von ihm zu sehen sind.