25.04.2024

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Folge 02-22 vom 14. Januar 2022 / Natur / Ein ganz schöner Stinker / Der Wiedehopf ist Vogel des Jahres 2022 – Als „Stinkevogel“ hat er einen recht zweifelhaften Ruf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-22 vom 14. Januar 2022

Natur
Ein ganz schöner Stinker
Der Wiedehopf ist Vogel des Jahres 2022 – Als „Stinkevogel“ hat er einen recht zweifelhaften Ruf
Silvia Friedrich

Die meisten kennen den Vogel des Jahres 2022 sicher nur aus dem alten Kinderlied „Die Vogelhochzeit“, denn darin soll ja bekanntlich der Wiedehopf der Braut den Blumentopf bringen. Schon einmal gesehen haben ihn aber wohl nur die wenigsten. Tatsächlich kommt er in Deutschland höchst selten vor. Man schätzt, dass es nur noch 800 bis 950 Brutpaare gibt.

Der Naturschutzbund NABU und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) riefen bereits zum zweiten Mal öffentlich zur Wahl des „Vogels des Jahres“ auf. „Gewinner“ wurde für dieses Jahr der spektakulär hübsche Wiedehopf, der – wie wir später erklären werden – auch als Stinkevogel bezeichnet wird. Aber nicht nur wegen seines Aussehens oder seiner Geruchsabsonderung wählte man ihn, sondern auch, weil auch diese Vogelart bedroht ist. Inzwischen ist er auf der Roten Liste der Brutvögel in Deutschland als gefährdet eingestuft.

Etliche Vogelarten sind bereits ausgestorben, andere vom Aussterben bedroht. Um dem entgegenzuwirken, riefen die Naturschützer diese Wahl ins Leben, um so die Aufmerksamkeit auf bedrohte Vogelarten zu richten. Laut dem Naturschutzbund benötigen Wiedehopfe offene, artenreiche Landschaften und Obstgärten zur Aufzucht ihrer Jungen. Vor allem der starke Pestizid-Einsatz und das damit verbundene Insektensterben machen den Vögeln das Leben schwer. Geeignete Brutplätze, unter anderem in morschen Bäumen, sind dringend nötig, denn diese werden häufig abgeholzt. Auch in Mauerritzen oder alten Spechthöhlen fühlt er sich heimisch und nistet darin.

Weil Wiesen- häufig zu Ackerflächen werden, wird für die Wiedehopfe auch die Nahrungssuche immer schwerer. Mit seinem langen, gebogenen Schnabel, der beinahe wie eine Pinzette aussieht, stöbert er am Boden große Insekten, Larven, aber auch Heuschrecken und kleine Eidechsen auf. Die Vögel sind wärmeliebend und in Südwesteuropa, Nordwestafrika sowie von Vorderasien bis Sumatra, aber auch im Baltikum anzutreffen. Bei uns sieht man ihn in wärmeren süddeutschen Gefilden eher als im Norden. Die kalte Jahreszeit verbringt der Zugvogel südlich der Sahara in Afrika.

Der Wiedehopf, dessen lateinischer Name „Upupa epops“ von seinem Ruf, dem dreisilbigen Balzruf „upupup“ herrührt, ist einer der auffälligsten heimischen Vögel und gehört zur Ordnung der Rackenvögel (sehr bunte, häufig tropische Vögel). Seine aufstellbare Federhaube, das orange-bräunliche Federkleid und die schwarz-weiß gestreiften Flügel mit Schwanz, dazu der lange gebogene Schnabel, machen aus ihm eine echte Schönheit. Seine Haube, die er nach jeder Landung und bei Erregung aufrichtet, lässt ihn optisch um einiges größer erscheinen. Selbst die ganz jungen Wiedehopfe können schon nach kurzer Zeit ihre Häubchen aufrichten.

Und warum nun eigentlich „Stinkevogel“? Früher gab es vielerorts das Sprichwort „Du stinkst wie ein Wiedehopf“. Das rührte daher, dass Wiedehopf-Weibchen und Jungvögel bei Gefahr ein stinkendes Sekret aus einer Hautdrüse am Ende des Rückens (Bürzel) absondern, um Feinde abzuschrecken. Aber dieses prachtvolle Wesen aus der Tierwelt nun einfach Stinkevogel zu nennen, wäre eine ziemliche Gemeinheit.