Der zeitgeistige Hofdichter ist wieder gefragt. In der „Süddeutschen Zeitung“ fordern die preisgekrönten Schriftsteller Mithu Sanyal, Simone Buchholz und Dmitrij Kapitelman: „Deutschland braucht eine Parlamentspoetin.“ So die Schlagzeile, notfalls darf es wohl auch ein Mann sein. Vorbild ist Kanada. Dort fungiert eine Dichterin vom Creek-Indianervolk an dieser Stelle. Das Amt beim Bundestag solle alle zwei Jahre neu besetzt werden, und zwar „so divers wie nur irgend möglich“. Angetan zeigte sich die grüne Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt. Sie möchte „den Impuls der Autor:innen gerne aufnehmen“. Schriftstellerin Buchholz hat schon genauere Vorstellungen. „Parlamentspoet“ solle jemand sein, der „den Betrieb stört“ und sich beispielsweise „zwei Jahre lang nur mit Rüstungslobbyismus beschäftigt“. Oder „eine junge türkischstämmige Rapperin“. Oder – ganz konkret und auch ihren akustischen Vorlieben treu bleibend – „der Rapper ‚Haftbefehl‘, so jemanden fände ich wahnsinnig interessant“. E.L.