07.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 03-22 vom 21. Januar 2022 / Sicherheit / Kernkraft muss nicht gefährlich sein / Flüssigsalzreaktoren wie der TMSR-LF1 weisen mehrere hochwirksame passive Sicherheitsmerkmale auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-22 vom 21. Januar 2022

Sicherheit
Kernkraft muss nicht gefährlich sein
Flüssigsalzreaktoren wie der TMSR-LF1 weisen mehrere hochwirksame passive Sicherheitsmerkmale auf

Die Kernenergieerzeugung gilt als extrem problematische Technologie. Denn immerhin gab es schon einige gravierende Störfälle in Atomkraftwerken. Die schwersten ereigneten sich in Three Mile Island (USA, März 1979), Tschernobyl (UdSSR, April 1986) und Fukushima (Japan, März 2011). 

Allerdings könnte die Risikobewertung künftig anders ausfallen, wenn vorrangig Flüssigsalzreaktoren wie der chinesische TMSR-LF1 zum Einsatz kämen. Denn dessen Konstruktion weist mehrere hochwirksame passive Sicherheitsmerkmale auf, die das Gefahrenpotential bei der Produktion von Atomstrom drastisch reduzieren.

So enthält der Reaktorkern relativ wenige radioaktive Spaltprodukte. Daraus resultiert eine geringere Zerfallswärme. Und falls sich die Temperatur im Inneren des Meilers doch sprunghaft erhöhen sollte, geht dessen Leistung physikalisch bedingt zurück. Das stabilisiert den Reaktor automatisch wieder und verhindert derart verheerende Leistungsexkursionen wie in Tschernobyl. Desgleichen kann keine Kernschmelze eintreten, da der Kernbrennstoff von Anfang an in flüssiger Form vorliegt. 

Dazu kommt der niedrige Betriebsdruck. Flüssigsalzreaktoren arbeiten mit Atmosphärendruck und nicht wie Druck- oder Siedewasserreaktoren mit 50 bis 150 bar. Deshalb ist eine Dampfexplosion im Bereich des Reaktorkerns praktisch unmöglich. Ebenso gibt es kein Kühlwasser, das durch die Hitzeentwicklung innerhalb der Anlage in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten wird, was die Gefahr von Knallgasexplosionen birgt. Darüber hinaus verhindert das kontinuierliche Ableiten des Neutronenabsorbers Xenon 135 die gefürchtete Xenonvergiftung des Reaktors und damit dessen ungewolltes „Durchgehen“.

Das wichtigste Sicherheitsmerkmal von Flüssigsalzreaktoren wie dem TMSR-LF1 stellt allerdings deren Schmelzsicherung dar, die beim Kollaps aller Kühlsysteme beispielsweise durch Ausfall der externen Stromversorgung für die Umwälzpumpen eine Katastrophe verhindert. Im Boden des Reaktorgefäßes befindet sich eine Öffnung, die durch Salz im festen Aggregatzustand verschlossen ist. Sollte nun die Temperatur im Inneren des Meilers trotz aller sonstigen Sicherheitsvorkehrungen in kritischem Maße ansteigen, dann würde der Salzpfropfen schmelzen. Das hätte zur Folge, dass die Reaktorflüssigkeit allein schon aufgrund der Schwerkraft in tieferliegende Auffangtanks fließt. Deren Konstruktion verhindert die Konzentration spaltbaren Materials auf gefährlich engem Raum und somit auch atomare Kettenreaktionen. 

Doch damit nicht genug: Durch das schnelle Erstarren der Salzschmelze in den Tanks können auch kaum radioaktive Stoffe in die Umwelt gelangen, weil sie in der glasartigen Masse eingeschlossen werden.

Die technologisch hochelegante Kombination aus einer Schmelzsicherung und darunter platzierten Auffangtanks führt im Störfall also zwangsläufig und ohne jedes Eingreifen des Personals oder Anspringen aktiver Sicherheitssysteme zur ebenso schnellen wie gefahrlosen Abschaltung des Reaktors.W.K.