07.05.2024

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Folge 03-22 vom 21. Januar 2022 / Benedikt XV. / Diplomat unter den Päpsten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-22 vom 21. Januar 2022

Benedikt XV.
Diplomat unter den Päpsten
Manuel Ruoff

Als Diplomat unter den Päpsten könnte man den sogenannten Friedenspapst Benedikt XV. bezeichnen. Dazu passte bereits die Ausbildung. Auf Druck seines Vaters musste der unter dem Namen Giacomo della Chiesa am 21. November 1854 in Genua zur Welt gekommene Spross einer markgräflichen Adelsfamilie erst in Jura promovieren, bevor er Theologie studieren durfte. Diese zweite Ausbildung beendete er 1880 mit einer Promotion in Kirchenrecht.

Ein Jahr später lernte Benedikt den elf Jahre älteren Mariano Rampolla del Tindaro kennen, einen bedeutenden Diplomaten in den Diensten der römischen Kirche, dessen Aufstieg 1887 in der Ernennung zum Kardinalstaatssekretär mit der Zuständigkeit für die Außenpolitik des Heiligen Stuhls mündete. Als dessen Mitarbeiter, ab 1901 gar Stellvertreter (Substitut), machte Benedikt Karriere. An der Lösung des deutsch-spanischen Karolinenstreits 1885 war auch er beteiligt.

Nachdem Rampolla bei der Papstwahl 1903 Pius X. unterlegen war, wurde nach diesem bald auch dessen enger Mitarbeiter aus dem diplomatischen Dienst entfernt. 1907 wurde Benedikt Erzbischof von Bologna, sieben Jahre später Kardinal. 

Als nach dem Tode von Pius X. die nächste Papstwahl anstand, machte am 3. September 1914 im zehnten Wahlgang schließlich Benedikt das Rennen. Mit seiner Namenswahl stellte er sich in die Tradition eines anderen Erzbischofs von Bologna, der es auch bis zum Pontifex Maximus gebracht hatte, Benedikt XIV.

Nun konnte er wieder Außenpolitik machen, und darin war er durchaus erfolgreich. Vom ersten bis zum letzten Jahr seines Pontifikats konnte er die Zahl der diplomatischen Vertretungen beim Vatikan von 14 auf 27 fast verdoppeln. Mit der Heiligsprechung der französischen Nationalheldin Jeanne d’Arc punktete er bei der Französischen Republik, deren diplomatische Anerkennung er ebenso erreichte wie die des Vereinigten Königreichs.

Als Friedenspapst in die Geschichtsbücher eingegangen ist Benedikt durch seine vergeblichen Bemühungen, den Ersten Weltkrieg mittels Vermittlung eines Verständigungsfriedens zu beenden. In der Enzyklika „Pacem, Dei munus pulcherrimum“ setzte er sich 1920 für eine christliche Versöhnung statt des Siegfriedens ein. Wenn der letzte Papst aus Deutschland sich Benedikt XVI. nannte, dann tat er es erklärtermaßen auch mit Bezug auf den Friedenspapst, „der den Ersten Weltkrieg als ein ,unnötiges Blutbad‘ verurteilte und sich dafür einsetzte, daß die übergeordneten Gründe für den Frieden von allen anerkannt würden“. Vor 100 Jahren, am 22. Januar 1922, starb Benedikt XV. nach einer Lungenentzündung in Rom.