08.05.2024

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Folge 03-22 vom 21. Januar 2022 / Spitzensport / „Emanzipation“ auf Kosten der Frauen / Das IOC hebt die global einheitliche Testosteron-Obergrenze für die Teilnahme an Frauenwettkämpfen auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-22 vom 21. Januar 2022

Spitzensport
„Emanzipation“ auf Kosten der Frauen
Das IOC hebt die global einheitliche Testosteron-Obergrenze für die Teilnahme an Frauenwettkämpfen auf
Norman Hanert

Als die Französin Alice Milliat im Jahr 1919 in einem Brief an das Internationale Olympische Komitee (IOC) die gleichberechtigte Teilnahme von Frauen bei Olympischen Spielen forderte, handelte sie sich noch eine Abfuhr ein. Milliat, selbst eine begeisterte Sportlerin, organisierte daraufhin im März 1921 und im August 1922 die ersten Frauenweltspiele. Seitdem haben sich Frauen Schritt für Schritt bei immer mehr Sportarten die Teilnahme bei Olympischen Spielen erkämpft.

Hundert Jahre später hat das Olympische Komitee nun ein neues Rahmenwerk vorgelegt, das tiefgreifende Folgen für den Frauensport haben kann. Bei dem Rahmenwerk geht es um die Frage, unter welchen Voraussetzungen transsexuelle Athleten bei Wettkämpfen zugelassen werden sollen. Vor allem im Frauen-Sport ist dies ein höchst umstrittenes Thema.

Seit einigen Jahren hat das Komitee eine Regelung angewendet, die für Teilnehmer an Frauenwettkämpfen einen Höchstwert des männlichen Geschlechtshormons Testosteron festschrieb. Transgender-Personen, die diese Grenze überschritten und bei den Frauen starten wollten, mussten sich operieren lassen oder medikamentös den Testosteronspiegel drücken. 

Das neue Rahmenwerk sieht nun vor, dass das Komitee ab dem März dieses Jahres kein einheitliches Testosteron-Niveau mehr für die Teilnahme von Transgender-Athleten bei Wettkämpfen vorgibt. Stattdessen überlässt das IOC es künftig den internationalen Sportverbänden, selbst festzulegen, ob Transgender-Athleten in der jeweiligen Sportart einen unverhältnismäßigen Vorteil haben. 

Von Natur aus im Vorteil

Nach dem Willen des IOC sollen die internationalen Sportverbände dabei allerdings das „Rahmenwerk zu Fairness, Inklusion und Nichtdiskriminierung auf der Grundlage von Geschlechtsidentität und Geschlechtervariationen“ als „kohärentes Ganzes“ beachten. Zudem will das IOC auch, dass die bloße Annahme eines Vorteils für Transgender-Athleten als unzulässig angesehen wird.

Teilnahmebeschränkungen will das IOC nur auf der Grundlage klarer Belege erlauben. Zu den zehn Punkten des Rahmenwerks gehört die Regelung, dass Athleten nicht zu medizinischen Eingriffen gezwungen werden dürfen. Grundsätzlich strebt das Komitee eine größtmögliche Inklusion der Transgender-Athleten an.

Der neue Regelrahmen ist rechtlich nicht bindend. Allerdings ist absehbar, dass Sportverbände sich schnell Diskriminierungsvorwürfen ausgesetzt sehen werden, wenn sie die Teilnahmebedingungen von Transgender-Personen nicht im Sinne einer „größtmögliche Inklusion“ regeln. Gerade im Bereich des Spitzensports, bei dem oft schon geringste Unterschiede in der körperlichen Leistungsfähigkeit über Medaillenchancen entscheiden, könnten Transfrauen damit zukünftig unfaire Vorteile gegenüber biologischen Frauen erhalten. 

Bereits die bisherige Fokussierung der Diskussion auf den Faktor Testosteron wird von einigen Sportlerinnen als sehr irreführend kritisiert. Katherine Deves, die Sprecherin der Gruppe „Save Women’s Sport Australasia“, wies etwa darauf hin, dass Transsexuelle, die eine männliche Pubertät durchlaufen hätten, auch von der Anatomie her gegenüber den Sportlerinnen im Vorteil seien, die als Frau geboren wurden.