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Folge 03-22 vom 21. Januar 2022 / Grossindustrie / Lokomotiven einst bei Vulcan Stettin gebaut / Vor 110 Jahren begann der Lokomotivbau der T 18 in den Stettiner Vulcan-Werken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-22 vom 21. Januar 2022

Grossindustrie
Lokomotiven einst bei Vulcan Stettin gebaut
Vor 110 Jahren begann der Lokomotivbau der T 18 in den Stettiner Vulcan-Werken
Wolfgang Dahle

In Preußen gab es zu Beginn des vorigen Jahrhunderts verschiedene Produktionsstätten für Lokomotiven, die bereits seit dem 18. Jahrhundert an der Mobilität in Deutschland beteiligt waren. Denn nach Beginn des Bahnzeitalters wurden die Produktionswerkstätten für Loks zu einem wichtigen Industriezweig. Einer der Standorte war die seit 1857 produzierende Schiffswerft Vulcan im Norden von Stettin-Bredow. Die Lokomotivliste der Stettiner Maschinenbau AG beginnt 1859 mit den ersten beiden Loks für die Berlin-Stettiner Eisenbahn. Vier der 1862 hergestellten Loks hießen Prenzlau, Pasewalk, Anklam und Greifswald, und später im Jahre 1883 eröffnete die Preußische Eisenbahnverwaltung den Bahnverkehr auch auf der Insel Rügen. So hatte man im Stettiner Werk 1912 bereits über 50 Jahre Erfahrung und erhielt vom Preußischen Ministerium für öffentliche Arbeiten den neuen Auftrag für das Modell T 18. Die Initiative für eine schnellere Maschine ging vom Lok-Beschaffungsdezernenten Robert Garbe aus. Am 7. Juni 1912 lieferte der Vulcan die erste Lokomotive der preußischen T 18 als „8401 Stettin“ aus, denen fünf weitere Loks folgten. Die Reihe 

„T 18“ wurde bis 1924 weitergebaut, und es entstanden damals 378 Einheiten. Die ersten zehn gingen bereits 1912 an die Königlich Preußische Eisenbahn-Verwaltung in Stettin. Das Bahnwerk Stettin erhielt ab 1916 weitere Loks dieser Baureihe. 

Ab 1917 wurde dieser Typ auch auf der Insel Usedom im Bahnwerk Swinemünde eingesetzt und führte lange Zeit den Personenverkehr auf der Insel durch. In der Hauptstadt Berlin bewährten sie sich im S-Bahn-Verkehr und zeichneten sich durch gutes Beschleunigungsvermögen aus. Mit einer Leistung von 1140 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde waren sie gegenüber ihren Vorläufern gleichrangig.

Der Stettiner Betrieb des Vulcan war der erste, der eine für den wachsenden Verkehr benötigte Tenderlok produzierte und das Versuchsfahrzeug anfangs als „Stettin 8401“ auf verschiedenen Strecken einsetzte. Die T 18 war damals die teuerste Lok der preußischen Staatsbahn und die Endstufe in der Entwicklung von Tenderlokomotiven. Sie wurde fast im gesamten Reichsgebiet eingesetzt und hat sich später bei den beiden deutschen Eisenbahnverwaltungen bis in die 1960er Jahre hinein bewährt. Es waren die letzten Eigenkonstruktionen des Stettiner „Vulcan“, der schon 1924 seinen Betrieb als Lokproduzent beenden und einige Jahre später seinen Betrieb ganz aufgeben musste.

b Info Die Geschichte des Stettiner Standorts hat Dieter Grusenick in seinem 2006 erschienenen Band „Lokomotivbau bei der Stettiner Maschinenbau AG ‚Vulcan‘ 1858–1928“ dargestellt. Manfred Höft, aus Stettin-Altdamm gebürtig, dokumentierte ebenfalls die Geschichte der Firma. Der Standort Stettin wurde in Band 1 und 2 beschrieben. Dem Standort Hamburg, wo später die Schiffswerft ihre Fortsetzung fand, wurde der Band 3 gewidmet. Manfred Höft: „Der Vulcan in Stettin und Hamburg. Schiffswerft-Lokomotivfabrik-Maschinenfabrik 1851–1929“ in drei Bänden, Bremen 2015