07.05.2024

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Folge 03-22 vom 21. Januar 2022 / Siebenbürgen / Widerstand gegen die Türken / Wie es den Siebenbürger Sachsen gelang, die Heimat zu verteidigen und dem Islam zu widerstehen, schildert Wilhelm Andreas Baumgärtner

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-22 vom 21. Januar 2022

Siebenbürgen
Widerstand gegen die Türken
Wie es den Siebenbürger Sachsen gelang, die Heimat zu verteidigen und dem Islam zu widerstehen, schildert Wilhelm Andreas Baumgärtner
Bodo Bost

Der Balkan wurde ab dem 14. Jahrhundert von den Osmanen erobert, mit Ausnahme einer Region: Siebenbürgen. Hier wehrten sich die zum Protestantismus konvertierten Siebenbürger Sachsen in ihren Kirchenburgen erfolgreich gegen die Türken. Wie sie das machten, schildert Hans Wilhelm Baumgärtner in seinem Buch „Im Zeichen des Halbmondes“.

Jedem Schulkind wird gelehrt, dass die Türken zweimal, 1529 und 1683, vor Wien standen, die Stadt nicht nehmen konnten, und so das Abendland gerettet wurde. Aber kaum jemand weiß, dass die Türken viel öfter und viel früher schon vor Hermannstadt oder Kronstadt in Siebenbürgen standen, aber diese weitaus kleineren Städte nicht einnehmen konnten. 

Den Gründen dieser Geschichte geht Baumgärtner, ein Siebenbürger Kirchengeschichtler, in seinem Buch nach. Bereits im Vorwort wird aus dem Lokal- ein Globalhistoriker, denn er stellt Zusammenhänge her, die auch für die Gegenwart von Bedeutung sind. Die Erstbegegnung Europas mit dem Islam auf dem Balkan bedeutete damals eine Folge von fast unablässigen Kriegen, Rechtsbrüchen und Willkürakten, eine jahrhundertelange Traumatisierung, die man sich heute im Zeitalter von Willkommenskultur kaum mehr vorzustellen vermag. 

Die türkischen „Renner und Brenner“ gaben sich zwar am Anfang als Nachkommen der Oströmer aus, aber sie waren wie Vorboten der Apokalypse. Viele Balkanvölker waren ihnen schon seit dem 14. Jahrhundert erlegen, lange bevor die Hauptstadt Ostroms, Konstantinopel, 1453 an die Muslime fiel. Viele Balkanvölker hatten sich sogar unter Zwang und Terror mit den Eroberern verbündet und ihre Religion angenommen. 

Mit dem festen lutherischen Glauben, der auch ein neues Gemeinschaftsgefühl erzeugte, konnten die Siebenbürger Sachsen die Muslime von ihren befestigten Städten fernhalten, nicht jedoch, ohne ihnen dafür Tribut zu zahlen. Der Protestantismus war auch gegenüber den orthodoxen Rumänen offener als die katholische Kirche, der die Sachsen vorher angehört hatten. Jetzt gelang es den Siebenbürger Sachsen erstmals, gemeinsame Bündnisse mit den orthodoxen Rumänen gegen die Türken zu schmieden. 

Eine zweite Stütze fanden die Sachsen in den Österreichern, die sich aufmachten, das Erbe der Ungarn auf dem Balkan anzutreten. In der Konfrontation des österreichischen Kaisers Rudolf II. mit dem Sultan von Konstantinopel, die von 1593 bis 1606 dauerte, wurde der siebenbürgische Fürst Sigismund Báthory zum Zünglein an der Waage. Österreich gelang es, die osmanischen Vasallenstaaten Siebenbürgen, Moldau und Walachei für ein Bündnis gegen die Osmanen zu gewinnen. Dadurch verloren die Türken ihr strategisches Hinterland, die Sicherheit ihrer Verbindungswege und vor allem ihre Nachschubbasis. Das war der Beginn des „kranken Mannes“ am Bosporus.

Wilhelm Andreas Baumgärtner: „Im Zeichen des Halbmondes. Siebenbürgen in der Zeit der Türkenkriege“, Schiller Verlag, Sibiu/Hermannstadt 2021, gebunden, 293 Seiten, 16 Euro