19.04.2024

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Folge 04-22 vom 28. Januar 2022 / Westfalenhalle / „Unser stählernes Mädchen“

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-22 vom 28. Januar 2022

Westfalenhalle
„Unser stählernes Mädchen“
Manuel Ruoff

„In dieser Konstruktion, dieser einsichtigen Anlage, in der kühnen Wölbung, wo das Schwere leicht und fast heiter wird, hier ist eine Leistung vollbracht, auf die die Schöpfer stolz sein dürfen.“ Mit diesen Worten lobte Bundespräsident Theodor Heuss vor 70 Jahren und 20.000 Besuchern die neugebaute Westfalenhalle anlässlich ihrer Eröffnung. „Unser stählernes Mädchen“, wie der Volksmund den kühnen Bau aus Stahl, Beton und Glas nennt, kommt trotz seiner 118 Metern Länge und 98 Metern Breite ohne störende Stützfeiler im Innenraum für die sich in 29 Meter Höhe befindliche Kuppel aus, in der immerhin 1680 Tonnen Stahl verarbeitet sind. 

Die Kritik an den Kosten von neun Millionen D-Mark kommentierte Heuss damals mit den Worten: „Also die Millionen, die Millionen, die Millionen, die Millionen wie verzinst sich das? Ich will Ihnen sagen, was sich verzinst: in Gesundheit und Lebensfreude.“ Der Bundespräsident verwies damit auf die Nutzung des Baus. Die unterschiedlichsten kulturellen und sportlichen Veranstaltungen fanden und finden hier statt, aber auch wirtschaftliche, nicht zuletzt Messen. Jährlich besuchen 1,7 Millionen Menschen die Westfalenhalle sowie das Messe-, Kongress und Veranstaltungszentrum, zu dem sie mittlerweile gehört. 2009 konnte der 100.000.000. Gast begrüßt werden.

Während Heuss’ Eröffnungsrede als launig bezeichnet wird, verwies der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Karl Arnold bei dieser Gelegenheit auf einen ernsten Aspekt: „Was an dieser Stelle wenige Jahre nach dem Kriege aus der Asche emporgewachsen ist, muss uns allen als überzeugender Beweis der Lebenskraft und des Aufbauwillens des ganzen deutschen Volkes erscheinen.“ Tatsächlich war die Westfalenhalle, die wir heute kennen, aus der Asche emporgewachsen, denn sie hatte einen Vorgänger am selben Ort. Auch hierbei hatte es sich um eine imponierende Halle gehandelt. Zeitweise war sie die größte des Kontinents. Die erste Westfalenhalle bot ähnlich vielen Besuchern Platz wie die heutige. Allerdings handelte es sich bei ihr nicht um eine Beton-, sondern um eine Holzkonstruktion. Nach nur siebenmonatiger Bauzeit wurde sie am 28. November 1925 eröffnet. Auch bei ihr handelte es sich um eine Mehrzweckhalle.

Im Zweiten Weltkrieg diente sie mit umliegenden provisorisch errichteten Holzbaracken als Kriegsgefangenenlager. Am 23. Mai 1944 fiel diese Westfalenhalle einem Bombenangriff zum Opfer. Tausende Kriegsgefangene fanden dabei den Tod. Unmittelbar nach Kriegsende beschloss der Rat der Stadt Dortmund den Neubau einer Westfalenhalle. Ihr ist eine längere Existenz beschieden. Sie wird am 2. Februar 70.