20.04.2024

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Folge 04-22 vom 28. Januar 2022 / Kopfsteinpflaster / Königsbergs Wege sollen modern werden / Politiker erkennen jedoch, dass auch der Geschichte Rechnung getragen werden muss

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-22 vom 28. Januar 2022

Kopfsteinpflaster
Königsbergs Wege sollen modern werden
Politiker erkennen jedoch, dass auch der Geschichte Rechnung getragen werden muss
Jurij Tschernyschew

Im Königsberger Gebiet gibt es etwas, das wie der Bernstein nur für diese Region charakteristisch ist. Es handelt sich um das Kopfsteinpflaster, das seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf den Bürgersteigen von Städten und Dörfern verlegt wurde und das bis heute überlebt hat. Ebenso wie Ziegeldächer, spitze Türme, massive Festungen und Bastionen sind Pflastersteine hier ein erkennbares und erwartbares Element der Landschaft.

Genau wie die Straßenbahnschienen ist auch das Kopfsteinpflaster aus deutscher Zeit in den vergangenen Jahren immer mehr von den Straßen Königsbergs verschwunden. Die langwierigen Diskussionen zwischen den Stadtbehörden und den Verteidigern des Kopfsteinpflasters, unter denen sich viele Intellektuelle befinden, führten letztlich zu keinen nennenswerten Ergebnissen. Die Stadtverwaltung hat die Stellen, an denen früher Kopfsteinpflaster lag, immer weiter zurückgebaut und begründet dies mit der Untauglichkeit des Belags für den städtischen Fahrzeugverkehr, mit dem Lärm, der durch das Befahren entsteht, und mit der Notwendigkeit, eine moderne Fahrbahn zu gewährleisten.

Geänderte Anforderungen

Es sieht so aus, als würden Kopfsteinpflaster nun endgültig der Vergangenheit angehören. Das ist zumindest der Plan, der von den städtischen Behörden angekündigt wurde. „Königsberg wird schrittweise das Kopfsteinpflaster von den Straßen der Stadt entfernen“, erklärte der Straßen- und Verkehrsausschuss der Stadt. Nach Ansicht von Fachleuten aus dem Rathaus weisen die Pflastersteine eine Reihe von Mängeln auf, die nicht den geltenden Normen entsprechen: Die Fahrbahn sei zu uneben, die Reifenhaftung sei schlecht, die Fahrbahnmarkierungen verschwänden zu schnell und würden unsichtbar, und es sei für Menschen mit Behinderungen schwierig, sich fortzubewegen.

In naher Zukunft sollen die Pflastersteine an der Brücke zwischen der Berliner Straße [Suworow Straße] und der Ponarther Straße [Kiewer Straße] sowie an der Kreuzung Arndtstraße [Wagonostroitelnaja] und Wiebestraße [Radischtschewa] entfernt werden.

Nach Ansicht von Jelena Djatlowa, der Leiterin der Königsberger Stadtverwaltung, wird die Frage des Umgangs mit dem Kopfsteinpflaster unnötig politisiert: „Wir führen keinen Krieg mit Pflastersteinen, aber wir rüsten die Stadt mit Parkplätzen und -buchten aus. Kopfsteinpflaster verschwindet nicht von den Straßen Königsbergs. Auf der Kant-Insel gibt es Kopfsteinpflaster, es wurde auf dem Hansaring [Prospekt Mira], der Herzog-Al-brecht-Allee [Telman-Straße] und am Brandenburger Tor verlegt.“

Der russische Blogger Ilja Warlamow hatte im Internet verbreitet, die Stadt wolle das Kopfsteinpflaster abschaffen. Gouverneur Anton Alichanow reagierte darauf, indem er erklärte, niemand wolle das Kopfsteinpflaster von den Straßen der Stadt entfernen. Vor allem an den Hauptstraßen werde es beibehalten. 

Nur an historischen Orten

Der neue Königsberger Bürgermeister Jewgenij Ljubowyj ist der Meinung, dass Kopfsteinpflaster nur auf historischen Straßen beibehalten werden sollte. In einigen zentralen Straßen, vor allem dort, wo Touristen spazieren gehen und sich historische Gebäude befinden, wäre das sehr vorteilhaft.

Schließlich erwarten Touristen in Königsberg, genau solche Dinge zu sehen, Objekte, die von der Geschichte der Stadt erzählen und die entsprechende Atmosphäre schaffen.

Ein Paradebeispiel dafür ist der Platz bei der Skulptur der Kämpfenden Wisente. Hier wurde das Kopfsteinpflaster durch moderne Pflastersteine ersetzt, die nicht so schnell verwittern sollten. Jetzt müssen sie jedoch durch neue ersetzt werden. Und gerade an dieser Stelle verläuft eine der Haupttouristenrouten, was bedeutet, dass fast jeder Gast der Stadt die Gelegenheit erhält, über zerbrochene Steine zu stolpern. 

Eine Verlegung des ursprünglichen Kopfsteinpflasters, das über Jahrzehnte hält, könnte hier Abhilfe schaffen und würde sogar noch organisch aussehen wie die alte Pflasterung.