27.04.2024

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Folge 04-22 vom 28. Januar 2022 / Zum 20. Jubiläum des Stralsunder UNESCO-Weltkulturerbes / Welturaufführung des Films „Türen von Stralsund“ / Poetischer Film über den Stralsunder Restaurator Wolf Thormeier begeisterte Premierenpublikum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-22 vom 28. Januar 2022

Zum 20. Jubiläum des Stralsunder UNESCO-Weltkulturerbes
Welturaufführung des Films „Türen von Stralsund“
Poetischer Film über den Stralsunder Restaurator Wolf Thormeier begeisterte Premierenpublikum
Christian Rödel

In der altehrwürdigen Stralsunder Spielkartenfabrik erlebte ein kleines Publikum noch vor dem großen Lockdown für Kultureinrichtungen eine ungewöhnliche Welturaufführung eines ganz besonderen Films des Franzosen Francis Fourcou. Wie es in französischen Filmen allgemein üblich ist, ging es natürlich um die große Liebe, und zwar um eine ganz spezielle. Nämlich um die Liebe zu alten Türen, und daraus hat der französische Regisseur Francis Fourcou einen poetischen, ja geradezu philosophischen Film gemacht. 

„Türen trennen das Private vom Außen“, beginnt der 1955 in Toulouse geborene Filmemacher die Beschreibung seiner Intentionen und Inspirationen zu dem von ihm frisch produzierten Film „Türen von Stralsund“. „Die alten Türen dieser traditionsreichen Hansestadt im einstmals getrennten  Deutschland können selbst Geschichten erzählen, aus denen wir erfahren können, wie die Privatheit dahinter vielleicht auch unter Zwang aufgebrochen wurde“, so der studierte Cineast, dessen deutscher Lieblingsfilm das Oscar-gekrönte Werk „Das Leben der Anderen“ ist, was erahnen lässt, wie politisch Fourcous Werke sein können. 

„Die Deutschen haben meines Erachtens teilweise große Probleme mit ihrer eigenen Historie, und mir geht es um die Rehabilitierung der deutschen Geschichte“, meint der Regisseur, dessen Lebensgefährtin eine Deutsche ist. „Deutschland ist für mich persönlich erst 150 Jahre alt, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die 1871 im Versailler Spiegelsaal erfolgte Proklamation des Deutschen Kaiserreiches so etwas wie die Geburtsstunde der deutschen Nation ist“, wovon der Regisseur überzeugt ist. Ein besonderer Stolz auf seine eigene Grande Nation ist dem Franzosen während des Interviews zu keinem Zeitpunkt anzumerken und ein Groll gegen den einstigen Erzfeind Deutschland sowieso nicht. 

Hommage an Stralsund

Zwei Diktaturen habe Deutschland seitdem erleben müssen, in denen es nicht selbstverständlich war, dass die Menschen frei sagen konnten, was sie sagen wollten. „Mein Freund Wolf Thormeier hat mit seinen eigenen Händen die Geschichte seiner Heimatstadt in Form von Türen schon zu DDR-Zeiten angefangen aufzuarbeiten“, sagte der Regisseur nach der umjubelten Filmpremiere. 

„Türen von Stralsund“ ist für den Franzosen eine Hommage an Stralsund und an die hier lebenden Menschen. Restaurator Thormeier kommt in dem insgesamt leisen Film viel zu Wort, singt wunderbar zur Gitarre „Dat Du min Leevsten bist“ und portraitiert einen geradlinigen Mann, der sein Handwerk wirklich liebt und den Türen ihre Seele zurückgibt. 

Fourcou und seine deutsche Lebensgefährtin, deren Mutter aus Pommern stammt und die nach Stralsund gezogen ist, um hier ihren Lebensabend zu verbringen, haben mit der Hansestadt Stralsund vereinbart, den Film zum 20. Jubiläum des UNesCO-Weltkulturerbes Stralsunder Altstadt im Sommer 2022 erstmals öffentlich einem großen Publikum zu zeigen. Auf arte soll der Film ebenfalls in absehbarer Zeit ausgestrahlt werden. 

Fourcou ist in der internationalen Filmwelt als renommierter Regisseur von etwa 20 Kinofilmen und 40 Fernsehfilmen hoch anerkannt. Bei den diesjährigen Filmfestspielen in Venedig wird eine US-amerikanisch-französische Produktion von ihm ihre Vorstellung erleben.