27.04.2024

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Folge 05-22 vom 04. Februar 2022 / Unternehmenskauf / Schwedischer Finanzinvestor hat Interesse an der Schufa / EQT-Konzern will die wichtigste deutsche Wirtschaftsauskunftei kaufen und modernisieren – Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind dagegen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-22 vom 04. Februar 2022

Unternehmenskauf
Schwedischer Finanzinvestor hat Interesse an der Schufa
EQT-Konzern will die wichtigste deutsche Wirtschaftsauskunftei kaufen und modernisieren – Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind dagegen
Lydia Conrad

Die 1927 in Berlin gegründete Schutzgemeinschaft für Absatzfinanzierung, die jetzt unter der Bezeichnung Schufa Holding AG firmiert, ist die aktuell größte und wichtigste Wirtschaftsauskunftei in der Bundesrepublik Deutschland. Wer beispielsweise ein Girokonto eröffnen, einen Mobilfunkvertrag abschließen oder einen Kredit aufnehmen will, kommt nicht an der Bonitätsprüfung via Schufa vorbei. Diese kann dabei auf fast eine Milliarde Einzeldaten über rund 68 Millionen natürliche Personen sowie sechs Millionen Unternehmen zurückgreifen und bearbeitet im Jahr mehr als 165 Millionen Anfragen ihrer rund 10.000 Großkunden. Der hiermit erzielte Umsatz beläuft sich auf über 200 Millionen Euro. Die Aktien der Schufa sollen insgesamt 2,1 Milliarden Euro wert sein. Das heißt, die Wirtschaftsauskunftei, welche die Kreditwürdigkeit der überwiegenden Mehrzahl aller Deutschen beurteilt und so auch deren wirtschaftliches Wohl und Wehe in entscheidender Weise mitbestimmt, ist keine staatliche Behörde, sondern eine Privatfirma.

Hervorragendes Wachstumspotential

Die größten Anteilseigner an der Schufa waren bislang Kreditbanken (34,7 Prozent), Sparkassen (26,4 Prozent), Privatbanken (17,9 Prozent) und Genossenschaftsbanken (7,9 Prozent). Doch das soll nun anders werden, wenn es nach dem schwedischen Finanzinvestor EQT Partners AB geht, hinter dem die Industriellenfamilie Wallenberg steht. Der verwaltet inzwischen Fonds im Wert von über 73 Milliarden Euro und möchte in nächster Zeit weitere 20 Milliarden Euro anlegen. Vor diesem Hintergrund richtet sich der Blick der EQT unter anderem auf die Schufa, die nach Ansicht der Schweden ein hervorragendes Wachstums- und Innovationspotential besitzt, dieses aber „bei Weitem“ nicht ausschöpft. Im Oktober 2021 vereinbarte die Gesellschaft mit der französischen Großbank Société Générale, deren zehnprozentigen Anteil an der Schufa zu erwerben. Darüber hinaus verhandelte die EQT auch mit der Deutschen Bank, der Targobank und der Commerzbank über weitere Aktienkäufe und kündigte gegenüber dem Bundeskartellamt an, künftig zum Mehrheitsaktionär der Schufa werden zu wollen – möglicherweise, um potentiellen Konkurrenten aus der Investmentbranche wie der britisch-amerikanischen Beteiligungsgesellschaft Hellman & Friedman zuvorzukommen.

Das rief die Sparkassen und Genossenschaftsbanken auf den Plan, die nun offenbar ebenfalls anstreben, über 50 Prozent der Anteile an der Schufa zu erlangen. Was ihnen auch gelingen könnte, wenn sie von den verbrieften Vorkaufsrechten Gebrauch machen, welche all jene besitzen, die schon seit Längerem Aktionäre der Wirtschaftsauskunftei sind. Als Grund für den Widerstand gegen die Pläne der EQT geben die Geldinstitute an, „die bewährten Strukturen der Schufa dauerhaft sichern“ und die „bisherige Strategie des Managements“ unterstützen zu wollen. Doch genau das liegt weder im Interesse der Schufa noch von Millionen deutscher Unternehmen und Privatpersonen. Denn zum einen wäre die EQT bereit, einen dreistelligen Millionenbetrag zur Verfügung zu stellen, um den Investitionsstau innerhalb der Auskunftei zu beseitigen und deren Wachstum zu beschleunigen – auch und gerade im Hinblick auf die immer größer werdenden Herausforderungen durch die enorme Zunahme des Internethandels. Zum anderen wollen die Schweden die Schufa nicht nur moderner und digitaler, sondern auch transparenter sowie verbraucherfreundlicher machen. Und in letzterer Hinsicht gäbe es tatsächlich eine Menge zu tun.

Schufa seit Langem in der Kritik

Immerhin steht die Schufa schon des Längeren in der Kritik von Verbraucherschutzverbänden, Datenschutzbeauftragten und Juristen: Das Unternehmen schaffe „gläserne Bürger“ und weise zugleich beachtlich hohe Fehlerquoten auf, weil seine Daten teilweise unvollständig, veraltet oder falsch seien. Zudem bleibe weitgehend ungeklärt, wie die Schufa eigentlich genau vorgehe, wenn sie den sogenannten Score-Wert eines Verbrauchers berechne, der Auskunft über die Wahrscheinlichkeit von Kreditausfällen gebe. Mit diesen Missständen will die EQT aufräumen, was insofern glaubwürdig klingt, als sie bereits den Kontakt zu Daten- und Verbraucherschützern gesucht hat, um ihre Pläne vorzustellen. Außerdem versicherten die Schweden, keinerlei Firmendaten außerhalb von Europa speichern zu wollen.

Nun steht abzuwarten, ob die Beharrungskräfte siegen und die Schufa weiter als undurchsichtige Datenkrake herkömmlicher Art agiert oder ob sich die EQT durchsetzt und die Wirtschaftsauskunftei modernisiert..