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Folge 05-22 vom 04. Februar 2022 / Kommentare / Grünes Lehrstück

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-22 vom 04. Februar 2022

Kommentare
Grünes Lehrstück
René Nehring

Die Grünen haben eine neue Parteispitze. Die innere Logik der einstigen „Anti-Parteien-Partei“ will es noch immer, dass Partei- und Staatsämter nicht in den Händen derselben Personen liegen sollen. Was dazu führt, dass die Grünen nach der für sie erfolgreichen Bundestagswahl nicht etwa Vizekanzler Habeck und Außenministerin Baerbock als Vorsitzende bestätigt haben, sondern Omid Nouripour und Ricarda Lang zu neuen Vorsitzenden gewählt wurden. Der eine 46 Jahre alt und Sohn iranischer Luftfahrtingenieure sowie seit 2006 Abgeordneter des Deutschen Bundestags. Die andere eine 28 Jahre alte Tochter einer alleinerziehenden Sozialarbeiterin und seit vergangenem Herbst Abgeordnete im Reichstag. 

Was Nouripour und Lang vereint ist, dass beide nach dem Erreichen des ersten Versorgungspostens in der Politik ihr Studium abgebrochen haben. Wahrscheinlich sind die Grünen noch immer die einzigen, wo man mit dieser Nicht-Qualifikation Parteivorsitzender werden kann und noch nicht einmal einen Alibiabschluss braucht. 

Allerdings sind die Grünen von heute nicht irgendeine politische Kraft, sondern durch ihre Beteiligung an der Bundesregierung (in der sie den Vizekanzler, fünf Minister und 13 parlamentarische Staatssekretäre beziehungsweise Staatsminister stellen) sowie an zehn Landesregierungen so einflussreich wie kaum eine andere Partei in diesem Land. Insofern ist es keineswegs egal, wer dort an der Spitze steht. Und insofern sagt diese Vorstandswahl eine Menge darüber aus, welch geringen Stellenwert eine gute Ausbildung und ein breites Allgemeinwissen sowie Erfahrung im realen Leben in weiten Teilen der Politik heute haben.

Natürlich schreibt kein Gesetz irgendeine Mindestqualifikation für die Besetzung politischer Ämter vor. Nur braucht sich angesichts eines solchen Spitzenpersonals niemand zu wundern, dass in diesem Lande in letzter Zeit so wenig gelingt. Geschweige denn, dass im Katastrophenfall jemand da wäre, der die Deutschen zuverlässig durch die Krisen führen könnte.