25.04.2024

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Folge 05-22 vom 04. Februar 2022 / Medien / „Mein Hijab“ und der NS-Opa von Friedrich Merz / Extrem gefärbte oder gar gefälschte Darstellungen von Fakten bringen Staatssender immer wieder in Erklärungsnot

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-22 vom 04. Februar 2022

Medien
„Mein Hijab“ und der NS-Opa von Friedrich Merz
Extrem gefärbte oder gar gefälschte Darstellungen von Fakten bringen Staatssender immer wieder in Erklärungsnot
Norman Hanert

Angesichts lauter werdender Forderungen nach Reformen und Einsparungen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk wäre es aus Sicht von ARD und ZDF eigentlich eine sinnvolle Strategie, den Kritikern nicht noch zusätzliche Argumente zu geben. „Funk“, die Jugendplattform von ARD und ZDF, liefert allerdings wie vom Fließband Anlässe, über die Einstellung des 2016 gestarteten Angebots nachzudenken.

Jüngstes Beispiel ist ein Video des Jugendprogramms über Friedrich Merz im Rahmen des Politik-Formats „Die da oben“. Verkündeter Anspruch der Macher des etwa 18-minütigen Videos war es, Klischees über den neuen CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz einem „Wahrheitscheck“ zu unterziehen. Gleich zum Einstieg legte Moderator Jan Schipmann los: „Friedrich Merz ist homophob, rechts und neoliberal. Das sage jetzt nicht ich, das sind Klischees, die ich immer wieder in den Kommentaren und auf Twitter lese – aber ist da überhaupt was dran?“ 

Zum „Warmwerden“ präsentiert Schipmann dann einige „Funfacts“ über Merz; unter anderem auch alle Vornamen des CDU-Chefs: „Joachim-Friedrich Martin Josef – das klingt nach der Skatrunde von meinem Opa, wir reden hier aber nur über eine Person.“ Schipmann weiter zu den vier Vornamen von Merz: „Da steckt übrigens der Name von seinem Papa und seinem Opa drin. Der war übrigens Mitglied der NSDAP und der SA.“ Unterlegt wurde diese Aussage mit dem Schwarzweißbild eines NS-Aufmarsches samt Hakenkreuzstandarten.

Der „Franke“ aus Afghanistan

Ebenfalls im Januar erregte „Funk“ mit einem Video Aufsehen, welches den Titel trug „Mein Kopftuch, meine Wahl“. In dem Film verkündet eine jugendliche Frauenstimme: „Mein Hijab ist Feminismus, der für Freiheit und Würde steht!“ Im Dezember war der Jugendkanal bereits mit einem Trickfilmvideo namens „Bevor Adolf Hitler berühmt wurde ...“ in die Kritik geraten. 

Der Historikerverband VHD beklagte bei dem siebeneinhalb Minuten langen Streifen nicht weniger als die „Verfälschung historischer Fakten“. In einer Passage des Films war Österreich-Ungarn tatsächlich nicht als Verbündeter des Deutschen Reichs im Ersten Weltkrieg dargestellt worden, sondern dem jugendlichen Publikum wurde der Eindruck vermittelt, das Reich habe die Doppelmonarchie mehrfach angegriffen. Nach Protesten des Historikerverbandes hat „Funk“ das Video über den jungen Hitler vom Netz genommen.

Keine Falschnachricht, wohl aber eine recht eigenwillige Darstellung leistete sich unlängst der Bayerische Rundfunk in seiner Berichterstattung. Im Rahmen seines Nachrichtenformats BR24 veröffentlichte der Sender einen Bericht mit der Überschrift: „Franke in Tschechien in U-Haft“. Dabei ging es um eine Bluttat im böhmischen Karlsbad, über die auch die PAZ in einer Meldung in der Ausgabe vom 14. Januar berichtet hatte. Laut den Berichten tschechischer Medien sitzt in dem Fall ein aus Deutschland eingereister Afghane als Tatverdächtiger in Untersuchungshaft. 

In der Meldung des BR fehlt dieser Herkunftshinweis – anders als in der Berichterstattung der PAZ – völlig. Stattdessen heißt es zum Tatverdächtigen: „Auf Anfrage von BR24 bestätigte das Polizeipräsidium Unterfranken, dass es sich bei dem Tatverdächtigen wohl um einen Mann aus Lohr am Main im Landkreis Main-Spessart handelt.“