20.04.2024

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Folge 05-22 vom 04. Februar 2022 / Musik / Viel Tamtam um Becken und Trommel / Macht viel Krach, steht aber auf der Bühne meist im Hintergrund – Das Schlagzeug ist das Instrument des Jahres

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-22 vom 04. Februar 2022

Musik
Viel Tamtam um Becken und Trommel
Macht viel Krach, steht aber auf der Bühne meist im Hintergrund – Das Schlagzeug ist das Instrument des Jahres
Silvia Friedrich

Wer trommelt nicht gern mit den Händen bei der Musik den Takt mit? Manchmal haut man dabei beim Sitzen auf die eigenen Beine, manchmal auf den Tisch. Doch das geeignete Rhythmusinstrument dafür ist und bleibt das Schlagzeug. Weil kaum ein Musikarrangement ohne diesen Taktgeber auskommt, ist es – ja, auch das gibt es mittlerweile – zum Musikinstrument des Jahres gekürt worden. 

Seit 2008 wählt der Landesmusikrat von Schleswig-Holstein jedes Jahr ein „Instrument des Jahres“. Man will damit neugierig machen auf die Vielfältigkeit des jeweiligen Instrumentes und Menschen anregen, ein solches einmal zu erlernen. In verschiedenen Bundesländern wie Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und im Saarland wird es im ganzen Jahr viele Aktivitäten rund um das Drumset – wie es im Englischen heißt – geben. 

Seit der Steinzeit liebten Menschen es, Töne und Klänge zu erzeugen. So entdeckte man früh, dass man Töne erzeugen kann, wenn man Gegenstände wie Holz aufeinanderschlägt. Alltagsdinge wie Holzstöcke oder Töpfe wurden zu Schlaginstrumenten. Viele Naturvölker nutzten Trommeln, um sich zu verständigen, oder begleiteten ihre Tänze und Feiern damit. Trommeln zählen zu den ältesten Instrumenten der Menschheit, denn Archäologen fanden bei Ausgrabungen in Europa Exemplare, die aus dem 4. Jahrtausend vor Christus stammen.

Ende des 19. Jahrhunderts, um 1880 herum, brachten schwarze Musiker in New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana eine neue Art von Instrument hervor. Aus den Instrumenten der Marschkapellen, den Marching Bands, entwickelten sie ein Schlagzeug, das von nur einem Spieler bedient werden konnte, um damit auch in Innenräumen spielen zu können. Die von den Söhnen deutscher Einwanderer gegründete Firma Ludwig Drum Company aus Chicago stellte Drumsets als erste her und verkaufte diese ab 1918. 

Ein Schlagzeug besteht aus einer großen Trommel (Bassdrum), die mit einem Fußpedal gespielt wird, einer kleinen Trommel (Snare), einem kleinen Tom-Tom (zylindrische, fellbezogene Trommel), einem mittleren und großen Tom-Tom, einer „Hi-Hat“ (zwei Metallbecken, die aufeinanderschlagen, wenn man ein Fußpedal bedient), einem „Crash-“ und einem „Ride-Becken“. Alle diese Teile sind so angeordnet, dass der Spieler sie gut erreichen kann. Bespielt wird meistens mit zwei Holzstöcken, den Drum­sticks. Im Jazz werden auch kleine Plastik- oder Metallbesen verwendet.

Das Schlagzeug hat sich bis heute immer weiter entwickelt. Anfangs spielt es sich leicht, jedoch wird es immer komplizierter, wenn vier Gliedmaßen – die Hände mit den Stöcken, die Füße an den Pedalen – gleichzeitig koordinieren. Das ist gar nicht so einfach und es bedarf etlicher Übung, um darin ein Meister zu werden. Mit dem Schlagzeug spielt man keine Melodie, sondern den Rhythmus des Liedes.

Schlagzeuge sind sehr laut, was Partner und Nachbarn oft als ruhestörend empfinden. Doch es gibt auch elektronische Schlagzeuge, die über Kabel betrieben werden. Solche Instrumente erzeugen Töne, die man nur über Kopfhörer oder Verstärker hören kann.

Bislang war Schlagzeugspiel Männersache. Doch das ändert sich jetzt. Auf der Videoplattform YouTube hat die elfjährige Nandi Bushell aus Südafrika bereits eine vielgerühmte Schlagzeugerinnen-Karriere hingelegt. Es passt zu den heutigen Zeiten, in der immer mehr Frauen den Takt angeben.