16.04.2024

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Folge 06-22 vom 11. Februar 2022 / Kommentare / Vorteil „Frau“?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-22 vom 11. Februar 2022

Kommentare
Vorteil „Frau“?
Manuel Ruoff

Entsprechend der herrschenden Gender-Lehre soll bei der Geschlechtszuordnung den biologischen Geschlechtsmerkmalen weniger und stattdessen dem Selbstverständnis der betreffenden Person mehr Bedeutung beigemessen werden. Diese Ideologie hat weder vor dem Sport noch vor der Schweiz Halt gemacht. So ist die Frauendefinition im Leistungssport über den Testosteronspiegel schon seit Längerem unter starkem Beschuss. Und seit diesem Jahr können in der Schweiz Personen für 75 Franken das im Personenstandsregister eingetragene Geschlecht ändern. 

In beiden Fällen wird vor dem „Missbrauch“ gewarnt, dass Menschen sich als Frauen bezeichnen, um im Frauensport in Wettkämpfen Plätze und Medaillen zu erringen, die sie mit derselben Leistung im Männersport nie erringen würden, beziehungsweise um in der Schweiz der Wehrpflicht zu entgehen und früher in Rente gehen zu dürfen. Interessanterweise ist kein umgekehrter Fall bekannt, dass die Sorge bestünde, Menschen könnten sich als Männer bezeichnen, um in den Genuss von Männerprivilegien zu geraten. Das wirft die Frage auf, welches Geschlecht in unserem Kulturkreis wirklich privilegiert ist.

Doch ist es überhaupt angebracht, diesem befürchteten „Missbrauch“ durch Menschen, die sich aus Gründen der Opportunität als Frauen ausgeben, entgegenzuwirken? Sollte man nicht vielmehr die Diskriminierung abstellen, die fürchten lässt, dass Menschen ihr Geschlecht verleugnen, um der Diskriminierung wegen ihres Geschlechts zu entgehen? 

Solange diese geschlechterbedingte Ungleichbehandlung nicht abgestellt ist, sollte man dem befürchteten „Missbrauch“ als jemand, der Gleichberechtigung wirklich will, lieber Tür und Tor öffnen, statt ihn zu bekämpfen. Denn wenn alle Menschen im Sport, in der Schweiz oder wo auch immer frei das offizielle Geschlecht für sich wählen dürften, von dem sie glauben, das es am privilegiertesten ist, wäre das ein entscheidender Schritt in Richtung Geschlechtergerechtigkeit.