26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 06-22 vom 11. Februar 2022 / Porträt / Obsoleter Herr der Waffen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-22 vom 11. Februar 2022

Porträt
Obsoleter Herr der Waffen
H. Tews

Die NATO muss sich gegenwärtig nicht nur mit Russland herumschlagen, sie muss auch innerhalb der Organisation ein Führungsproblem lösen. Ihr Generalsekretär Jens Stoltenberg macht sich inmitten der Spannungen im Russland-/Ukraine-Konflikt einfach aus dem Staub, weil er lieber Notenbankchef werden will.

Der norwegische Sozialdemokrat wird Ende des Jahres Chef der Norges Bank, der Zentralbank seines Landes. Der NATO wird Stoltenberg bis zum Ablauf seiner Amtszeit Ende September noch erhalten bleiben. Er wird dann mit acht Jahren als Generalsekretär den Deutschen Manfred Wörner überholt haben, der von 1988 bis zu seinem Tod im Jahr 1994 im Amt war.

Fraglich ist, ob Stoltenberg freiwillig geht. Es gibt Gerüchte, wonach man die Spitze der NATO 73 Jahre nach ihrer Gründung erstmals mit einer Frau oder einem Osteuropäer besetzen will. Die Namen der früheren britischen Premierministerin Theresa May und des rumänischen Präsidenten Klaus Johannis kursieren schon länger als Nachfolger. Auch störten sich viele an Stoltenbergs Rhetorik im Konflikt mit Russland, die an einen Kriegstreiber erinnerte. Das war schon erstaunlich bei dem 62-Jährigen, der als Student noch für den Austritt Norwegens aus der NATO demonstriert hatte und sich später als NATO-Chef von der Friedenstaube zum willfährigen Falken ganz im Sinne der von den USA beherrschten Verteidigungsorganisation mauserte. Als „obsolet“ bezeichnete Donald Trump einst die NATO, dennoch sorgte Stoltenberg dafür, dass Trump die Drohung zurückzog, aus der Organisation auszutreten.

Als Zentralbankchef kehrt Stoltenberg nun zu seinen Wurzeln zurück. Der studierte Volkswirt, der zweimal ein Regierungskabinett als norwegischer Ministerpräsident anführte, versteht von Geld mehr als von Waffen. Trösten wird er sich damit, dass er die Aufsicht über den norwegischen Staatsfonds hat, der mit 1,2 Billionen Euro der weltweit größte ist. Und wenn Theresa May nicht seine Nachfolgerin in Brüssel wird, stünde mit Ex-Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer möglicherweise schon eine deutsche Frau Gewehr bei Fuß.