23.04.2024

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Folge 06-22 vom 11. Februar 2022 / Tilsit / Neues Leben in der Tilsiter Actien Brauerei / Neueröffnung unter dem Markennamen „TILSITKRONE“ steht bevor – Umsetzung erfolgte dank eines staatlichen Förderprogramms

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-22 vom 11. Februar 2022

Tilsit
Neues Leben in der Tilsiter Actien Brauerei
Neueröffnung unter dem Markennamen „TILSITKRONE“ steht bevor – Umsetzung erfolgte dank eines staatlichen Förderprogramms
Hans Dzieran

Zu den Tilsiter Dominanten zählte zweifellos auch der hochaufragende rote Backsteinturm der Tilsiter Actien Brauerei. Gelegen am Memelufer, sandte er mit seiner markanten Wetterfahne einen Gruß an alle, die mit dem Schiff auf dem Memelstrom oder mit dem Pferdegespann über die Luisenbrücke nach Tilsit kamen. 

Baubeginn im Jahr 1827

Im Jahre 1827 errichtete Louis Geiger an der Ragniterstraße, Ecke Fleischerstraße eine Brauerei, die als Vorläufer der Tilsiter Actien Brauerei (TAB) gilt. 1871 erfolgte auf dem 1,5 Hektar großen Firmengelände der Bau einer modernen Brauerei mit Sudhaus, Abfüll- und Reinigungsanlagen für Fässer und Flaschen sowie geräumigen Stallungen. 30 schwere Brauereipferde belieferten die Gaststätten in Tilsit und Umgebung, mehrere Lastautos kamen später dazu. In den 1930er Jahren wurde die stattliche Menge von 2,2 Millionen Liter Bier pro Jahr erzeugt. 1945 war Schluss mit der TAB. Das Firmengelände wurde zum Gewerbegebiet. Eine Brotfa-brik, eine Bootswerft und ein Baustoffhandel siedelten sich an. Von der Vergangenheit kündete nur der Brauereiturm aus gebrannten Backsteinen mit seiner Wetterfahne und den neugotischen Schmuckelementen. Er wurde zwar zum regionalen Kulturerbe erklärt, doch dabei blieb es vorerst.

Vorbereitungen im alten Sudhaus

Doch nun ist neues Leben in die Gemäuer eingezogen. Im Rahmen des „regionalen Programms zur Unterstützung des Unternehmertums“ baut ein junges Team unter der Leitung von Rinat Scharafutdinow die Fabrik TILSITKRONE auf. Im historischen Sudhaus sind alle Vorbereitungen für den baldigen Fertigungsbeginn getroffen. Tankbehälter und Brauereiausrüstung wurden aus heimischer Produktion von einem Betrieb im Ural geliefert. Lieferverträge mit bayerischen Lieferanten sorgen für Hopfen und Malz, Hefe kommt aus Belgien. 

Unter dem Logo TILSITKRONE werden mit traditionellen Technologien fermentierte Getränke gebraut, vor allem das in Russland beliebte Kwas, das durch die Gärung aus Brot hergestellt wird und einem dunklen Bier ähnlich ist. 

Das Projekt, welches mit einem zinslosen Darlehen gefördert wird, sieht auch die Gestaltung eines „Kwasnaja Platz“ vor. Unter diesem Namen entstehen auf dem Firmengelände ein Freiluftrestaurant, Ladenzeilen und ein Springbrunnen. Sie sind als touristische Attraktion gedacht und warten auf Besucher, für die Betriebsbesichtigungen und Getränkeverkostungen angeboten werden. Eine Ausstellung vermittelt einen Rückblick auf die Zeit, als vor 200 Jahren alles begann. Die Betreiber wollen an die historische Vergangenheit der Tilsiter Braukunst anknüpfen und die Tradition der TAB in die Zukunft führen.