29.03.2024

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Folge 07-22 vom 18. Februar 2022 / Afrika / Russische Orthodoxie auf dem Vormarsch / Moskau streckt seinen religiösen Arm nach dem Schwarzen Kontinent aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-22 vom 18. Februar 2022

Afrika
Russische Orthodoxie auf dem Vormarsch
Moskau streckt seinen religiösen Arm nach dem Schwarzen Kontinent aus

Ende Dezember hat die Russisch-Orthodoxe Kirche (ROK) in Afrika auf Kosten des Patriarchats von Alexandrien ein patriarchales Exarchat, eine Diözese in der Diaspora, gegründet. Damit wird die Rivalität zwischen Moskau und Konstantinopel in der Orthodoxie nun auch auf den Schwarzen Kontinent übertragen. 

Der Schritt Moskaus war eine Reaktion auf die Anerkennung einer autokephalen orthodoxen Kirche in der Ukraine Ende 2019 durch den Patriarchen von Konstantinopel. Mit dem Griff nach Afrika dringt die Russisch-Orthodoxe Kirche in den Jurisdiktionsbereich einer anderen autokephalen Kirche ein und verfolgt damit nun dieselbe Strategie, die Moskau dem Ökumenischen Patriarchat in der Ukraine vorwirft.

Begründet hat Moskau diesen Schritt mit dem Wunsch von 102 Priestern aus acht afrikanischen Ländern des Patriarchats von Alexandrien, zum russischen Patriarchat zu wechseln. Mit dem Übertritt der Priester droht jetzt ein Kampf um Gläubige und Sakralbauten. Moskau geht in Afrika auf offenen Konfrontationskurs zum Patriarchat von Alexandrien, dessen Jurisdiktionsbereich sich auf ganz Afrika erstreckt. Das Patriarchat von Alexandrien steht aufgrund seines apostolischen Ursprungs – der Evangelist Markus gilt als erster Bischof von Alexandrien – an zweiter Stelle der innerorthodoxen Patriarchats-Rangfolge. 

Zum Metropoliten des neuen Russisch-Orthodoxen Exarchats Afrika wurde der Russe Leonid Klin ernannt. Metropolit Klin kündigte unterdessen in einem Interview auf der Webseite des Moskauer Patriarchats an, die zwei Diözesen Nordafrika und Südafrika mit Zentren in Kairo und Johannesburg zu errichten. 

Die aktive Phase orthodoxer Missionsarbeit in Afrika begann eigentlich in einem britischen Gefangenenlager auf den Seychellen, in dem sich zwei Unabhängigkeitskämpfer gegen die britische Kolonialherrschaft aus Kenia und Zypern zufällig trafen und anfreundeten. Es waren der Vater des unabhängigen Zypern, Patriarch Makarios III. (1913–1977), und der Vater des modernen Kenia, Jomo Kenyatta (1893–1978). Als Staatsoberhaupt Zyperns besuchte Erzbischof Makarios in den 1960er Jahren mehrmals Kenia als Gast seines Freundes Kenyatta, des ersten Präsidenten der Republik Kenia. Im März 1971 führte Markarios Massentaufen in Nairobi und Nyeri durch und legte den Grundstein für das orthodoxe Patriarchalpriesterseminar in Riruta, einem Vorort von Nairobi. 

Patriarch Nikolaus VI. knüpfte zwischen 1968 und 1986 an das Wirken von Makarios III. in Kenia an. Er gründete in vielen Ländern schwarzafrikanische orthodoxe Gemeinden, aber auch Schulen und Gesundheitsposten mit einem Schwerpunkt in Ostafrika. Die schwarzafrikanischen orthodoxen Pfarreien werden aus Griechenland, Zypern und den USA finanziell und personell unterstützt. Das Patriarchat von Alexandrien hat heute in Afrika 37 Erzdiözesen und Diözesen. Zur Zahl der Gläubigen gibt es keine genauen Angaben. Schätzungen belaufen sich auf einige Millionen. Der höhere Klerus besteht in Afrika noch weitgehend aus Griechen oder Zyprern, lediglich fünf Bischöfe sind bereits Einheimische. Die Gemeindepriester sind jedoch fast ausschließlich Afrikaner, darunter auch die 102, die jetzt zum russischen Patriarchat gewechselt sind. 

Auch der Moskauer Patriarch Kyrill I. hat in den letzten Jahren sehr häufig Afrika besucht. Er äußerte mehrmals seine Überzeugung, dass Afrika immer mehr zum Epizentrum der Unterdrückung der Christen werde. Das hänge auch damit zusammen, dass Afrika mittlerweile jener Teil der Welt sei, in dem das Christentum am stärksten wachse, noch weitaus stärker als der Islam, der immer mehr auf Zwangskonversionen setzt. In Nigeria, das mit Abstand bevölkerungsreichste Land Afrikas, in dem Christentum und Islam etwa gleichstark sind, wird sich die Zukunft des Christentums auf dem Schwarzen Kontinent entscheiden.Bob