26.04.2024

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Folge 07-22 vom 18. Februar 2022 / Kommentare / Frieden durch Handel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-22 vom 18. Februar 2022

Kommentare
Frieden durch Handel
Hans Heckel

Dass Kriege aus wirtschaftlichen Interessen geführt werden, ist so alt wie die Kriegsgeschichte selbst: Ob als archaischer Beutefeldzug, als Ringen um Märkte und Ressourcen oder schlicht, um einen starken Konkurrenten vom Weltmarkt zu bomben, der mit friedlichen Mitteln nicht unterzukriegen war. Doch wirtschaftliche Interessen können auch Frieden stiften, nämlich wenn ein Krieg beiden Seiten materiell mehr schaden als nützen würde und deshalb trotz aller Spannungen vermieden wird.

Genau hierauf ruhen bis zuletzt die Hoffnungen, dass aus dem Kräftemessen zwischen Russland und der NATO kein großer, militärischer Waffengang entsteht. Nicht nur die europäischen NATO-Staaten sind aufs engste ökonomisch mit Russland verflochten. Dies trifft auch auf die USA zu, trotz aller bisherigen Sanktionen. 

Dass Russland der größte Erdöl-Lieferant der Vereinigten Staaten ist (siehe Seite 7), gibt nicht bloß dem Washingtoner Dauerfeuer gegen Nord Stream 2 eine besondere Note. Es bedeutet auch, dass die US-Regierung bei einem Ausbleiben dieser Lieferungen in eine heikle Lage geraten könnte. Der Unmut über steil gestiegene Energiepreise treibt schließlich auch die US-Bürger um. Wenn die Preise infolge eines russischen Öllieferstopps noch viel weiter und schockartig nach oben schnellen sollten, muss die Biden-Regierung mit Unruhen beträchtlichen Ausmaßes rechnen.

Russland wiederum benötigt dringend die Einnahmen aus seinen Öl- und anderen Rohstoff-Exporten. Auch dort kann die Unterstützung für die Regierung kollabieren, wenn dem Land infolge wegbrechender Importeinnahmen das Geld ausgeht.

An solchen Abhängigkeiten mag es liegen, dass die seit Jahren schwelenden Streitigkeiten zwischen China und den USA bislang nicht weiter eskaliert sind. Ohne chinesische Halbleiter beispielsweise ist „Big Tech USA“ akut gefährdet. China seinerseits steht vor argen wirtschaftlichen und sozialen Problemen, für deren Bewältigung es die US-Dollar gut gebrauchen kann.