29.03.2024

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Folge 07-22 vom 18. Februar 2022 / Zurück zu den Bilderstürmern / Hamburg stellt seine Benin-Bronzen aus und prescht mit der Restitution dieser „kolonialen Raubkunst“ vor

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-22 vom 18. Februar 2022

Zurück zu den Bilderstürmern
Hamburg stellt seine Benin-Bronzen aus und prescht mit der Restitution dieser „kolonialen Raubkunst“ vor
Harald Tews

Ein Hamburger Museum wird bald um 179 Ausstellungstücke ärmer sein. Das Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK), das vormalige Völkerkundemuseum, trennt sich in einer Art vorauseilendem Gehorsam von seinen Benin-Bronzen. Seit Jahren stehen Restitutionsforderungen im Raum, weil es sich dabei um „koloniale Raubkunst“ handele. 

In Hamburg macht man jetzt Nägel mit Köpfen. Die rot-grün regierte Stadt will beispielhaft vorangehen und als erste alle Bronzen bis Ende des Jahres an Nigeria zurückgeben. Bis zu dem Rückgabetermin, der allerdings noch nicht festgesetzt ist, sind die Gegenstände in einem kleinen Nebenraum des MARKK ausgestellt. Der Raum ist so abgelegen, dass es scheint, als schäme man sich, diese Kunst zu zeigen.

Dabei können sich die Hamburger nicht vorwerfen lassen, die Bronzen unrechtmäßig erworben zu haben. Niederlassungen hanseatischer Handelshäuser in Benin City kauften Ende des 19. Jahrhunderts diese Kunst möglicherweise über einheimische Zwischenhändler auf. Dass es sich um Raubkunst handele, kam damals wohl den wenigsten in den Sinn. 

Denn die Werke stammten aus dem Königreich Benin, das trotz aller Kolonisationsbemühungen lange Zeit unabhängig blieb, bis es die Briten 1897 eroberten und das Königreich, dessen Gebiet im heutigen Nigeria liegt, auflösten. Die Kunstschätze aus dem Palast des Oba, dem Oberhaupt des Sklavenstaats, der seinerseits Bronze aus Europa wenig zimperlich mit dem Verkauf von Sklaven finanzierte, veräußerten die Briten, um damit ihre Eroberungszüge zu finanzieren.

„Was Benin angeht, ist die Sache glasklar: Es ist koloniale Raubkunst“, ist sich MARKK-Direktorin Barbara Plankensteiner sicher. Nachdem sie bereits vor 

15 Jahren in Wien eine Ausstellung mit diesen Bronzen organisiert hatte, hat sie den „Benin-Dialog“ ins Leben gerufen, über den Museen aus aller Welt, die Benin-Bronzen besitzen, über eine Restitution verhandeln. Die Anzahl der Benin-Werke schätzt man weltweit auf bis zu 5000 Exemplare, davon etwa 1200 in deutschen Museen. Und hiervon befinden sich die meisten in Berlin, die Felix von Luschan, der von 1904 bis 1910 als Direktor der Afrika- und Ozeanien-Abteilungen im Völkerkundemuseum war, auf Auktionen in London erwarb.

Dass Hamburg und nicht Berlin nun den Vorreiter spielt, ist bemerkenswert. Schließlich ist der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, neben Plankensteiner mit im deutschen Restitutions-Team. Aber das Humboldt-Forum, wohin die Ausstellung gepasst hätte, scheute nach Protesten wegen der kolonialen Herkunft davor zurück.

Den materiellen Verlust der 179 Hamburger Werke aus Bronze, Elfenbein und Holz, die unter dem Begriff Benin-Bronzen firmieren, den man nach der Rückgabe erleidet, schätzt man auf 60 Millionen Euro. Der immaterielle Verlust wird sich in Grenzen halten, zeigt die Ausstellung doch eher primitive Kunstformen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Entsprechend unmotiviert klangen die Rückgabeansprüche eines nigerianischen Museumsvertreters im MARKK. In Benin City sollen die Bronzen in einem Museum ausgestellt werden, das erst noch gebaut werden soll – wenn es denn jemals realisiert wird. Denn in Nigeria gewinnt die Islamistengruppe Boko Haram immer mehr an Einfluss. Und was von radikal-islamischen Bilderstürmern zu erwarten ist, hat man bei den Zerstörungen der Buddha-Statuen in Afghanistan durch die Taliban oder der Kulturstätten in Syrien durch den Islamischen Staat erlebt.

In Deutschland aber steckt man den Kopf lieber in den Sand und unterwirft sich einem politischen Zeitgeist, den jetzt die grüne Kulturstaatsministerin Claudia Roth zusätzlich mit forcierten Rückgaben kolonialer Kulturgüter beflissen anheizt.

Besucherinfos www.markk-hamburg.de