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Folge 08-22 vom 25. Februar 2022 / TV-Kritik / Sie ist wieder da / Kaum das Kanzleramt verlassen, taucht sie in der ARD wieder auf – Doku über Angela Merkel die Große

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-22 vom 25. Februar 2022

TV-Kritik
Sie ist wieder da
Kaum das Kanzleramt verlassen, taucht sie in der ARD wieder auf – Doku über Angela Merkel die Große
Harald Tews

Man kann zu Angela Merkel stehen, wie man will – die ARD steht immer hinter ihr. Von einem gebührenfinanzierten Sender wäre kaum etwas anderes zu erwarten gewesen als eine Huldigung, wie sie Regisseur Torsten Körner mit seiner Dokumentation „Angela Merkel – im Lauf der Zeit“ pflichtschuldig abliefert. Sie läuft am 27. Februar nach dem „Tatort“ im Ersten.

Merkel selbst wird sich über dieses filmische Poesiealbum, das mit altbekannten Filmdokumenten bestückt ist, nicht beklagen können. Sie selbst darf im Kabinettsaal des Kanzleramtes als Interviewpartnerin rückblickend ihr politisches Handeln rechtfertigen, das von den Filmemachern allerdings zu keiner Zeit in Frage gestellt wird.

Als „deutungsoffene Erzählung“ habe er den Film anlegen wollen, kündigte Körner an. Das bedeutet aber nur, dass er auch Merkels umstrittene Krisenentscheidungen – Euro-Rettungsschirm für Griechenland, Immigrantenansturm von 2015 oder Corona – nicht selbst kommentiert. Dafür lässt er die gewohnten Claqueure zu Wort kommen. An vorderster Front steht Ex-US-Präsident Barack Obama, der sich mit Merkel, seiner Schwester im Geiste, als „Außenseiter in der politischen Landschaft unseres jeweiligen Landes“ sieht: er als erster Afroamerikaner, sie als frühere DDR-Bürgerin.

Ansonsten ist diese Doku, die in neun Kapiteln Merkels Aufstieg von ihrer Kindheit als Pfarrerstochter in Templin bis zur Verrentung als Kanzlerin verfolgt, weniger um Differenzierung als modisch angepasst um Diversität bemüht. Von den 16 Interviewpartnern sind zwölf Frauen, zum Teil mit Migrationshintergrund. Dass EU-Präsidentin Ursula von der Leyen, EZB-Präsidentin Christine Lagarde oder Virologin Melanie Brinkmann Beifall klatschen, ist folgerichtig. Und dass Sympathiebekundungen von der Grünen-Politikerin Aminata Touré oder Aydan Özoğuz von der SPD („einen ganz kurzen Moment hätte ich gedacht, nächstes Mal wähle ich dich – Merkel – doch“) kommen, hätte man sich auch denken können. 

Aber wo sind die Merkel-kritischen Stimmen? Außer in einigen Spruchbändern bei Anti-Merkel-Demos ist nichts davon zu vernehmen. Schade, dass der Film diese Auseinandersetzung scheut. So bringt er keine neuen Erkenntnisse außer jener, dass die als gefühlskalt wahrgenommene „Mutti“ der Nation privat eine warmherzige und unprätentiöse Person sei. Damit wird an einem Geschichtsbild von Merkel gearbeitet, das sie auf ewig zur großen verdienstvollen Heldin der Republik zementieren soll, die als Kanzlerin alles richtig gemacht habe.