29.03.2024

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Folge 09-22 vom 04. März 2022 / Geographische Extrempunkte / Wo das Reich ein Ende hat ... / Wie sich im Lauf der Geschichte der nördlichste und östlichste Ort Deutschlands, aber auch der Mittelpunkt veränderten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-22 vom 04. März 2022

Geographische Extrempunkte
Wo das Reich ein Ende hat ...
Wie sich im Lauf der Geschichte der nördlichste und östlichste Ort Deutschlands, aber auch der Mittelpunkt veränderten
Wolfgang Reith

Geographische Extrempunkte nennt man solche Stellen, die einen Staat in alle vier Himmelsrichtungen an seinen äußersten Punkten begrenzen. So liegt der nördlichste deutsche Landpunkt auf der zu Schleswig-Holstein gehörenden nordfriesischen Insel Sylt. Hierbei handelt es sich um die Halbinsel Ellenbogen, den nördlichsten Teil Sylts mit der Ortschaft List, die damit zugleich der nördlichste Ort Deutschlands ist. Nur ein Grad weiter südlich liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Rodenäs am Rickelsbüller Koog (Nordwestküste Schleswig-Holsteins) die nördlichste deutsche Festlandstelle.

Heutige Extrempunkte

Der südlichste Punkt Deutschlands befindet sich am Haldenwanger Eck auf der Grenze zu Österreich. Hier treffen der Freistaat Bayern und die österreichischen Bundesländer Tirol und Vorarlberg in einem Dreiländereck zusammen. Markiert wird die auf einer Höhe von 1883 Metern liegende Stelle durch den Grenzstein 147 auf dem Gebiet der Gemeinde (Markt) Oberstdorf (Landkreis Oberallgäu). 

400 Meter nordöstlich davon steht mit der Trifthütte das südlichste Gebäude Deutschlands (auf 1742 Höhenmetern). Südlichster deutscher Ort ist die aus drei Häusern und einer Kapelle bestehende Siedlung Einödsbach 8,3 Kilometer nordöstlich des Haldenwanger Ecks.

Das zur Gemeinde Selfkant im Kreis Heinsberg (Nordrhein-Westfalen) gehörende Dorf Isenbruch bildet die westlichste Ortschaft Deutschlands. Rund 1,4 Kilometer nordwestlich davon befindet sich an der Kreisstraße K 1 bei Haus Groevenkamp (Straßenbezeichnung) der westlichste deutsche Landpunkt, markiert durch den Grenzstein 309 B. Jenseits dieser Stelle liegt das niederländische Städtchen Susteren.

Der Bundesrepubliks östlichste Ortschaft ist Zentendorf (obersorbisch Šćeńc) in der Oberlausitz, die seit 1999 ein Ortsteil der Gemeinde Neißeaue im Landkreis Görlitz (Freistaat Sachsen) ist. Am östlichen Ortsrand fließt die Lausitzer Neiße, die hier die Grenze zur Republik Polen bildet. Der genaue östlichste Landpunkt liegt am Flussbogen zwischen Zentendorf und Deschka, ebenfalls ein Ortsteil der Gemeinde Neißeaue, wo ein Findling mit Beschriftung die Stelle markiert.

Seit 1999 Deutscher Zipfelbund

Die Gemeinden der vier genannten geographischen Extrempunkte schlossen sich am 3. Oktober 1999 zum Deutschen Zipfelbund zusammen, der sich seither regelmäßig bei den jährlich abgehaltenen zentralen Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit präsentiert. Seine Aufgabe sieht er vor allem darin, einen „Austausch auf Verwaltungsebene“ zu pflegen.

Während die Grenzpunkte im Süden und Westen Deutschlands seit 1871 dieselben blieben, waren sie im Norden und Osten im Verlauf der letzten eineinhalb Jahrhunderte bedingt durch den Ausgang der beiden Weltkriege Veränderungen unterworfen. So bildete das Dorf Nimmersatt („... wo das Reich sein Ende hat“) nördlich der Stadt Memel bis 1920 und erneut ab 1939 die nördlichste Stelle des Deutschen Reichs. Östlichster Ex-trempunkt hingegen war das Dorf Schilleningken – ab 1938 Ostdorf (Ostpreußen) – bei Schirwindt, rund 24 Kilometer nordöstlich der Kreisstadt Pillkallen ab 1938 Schloßberg), das am Westufer des Flüsschens Scheschuppe lag, welches hier die Grenze zwischen dem Deutschen Reich und dem Russland (bis 1918) und danach zu Litauen war.

Nimmersatt einst nördlichster Ort

Ebenso änderte sich der geographische Mittelpunkt Deutschlands: War es zwischen 1871 und 1920 die Stadt Spremberg (niedersorbisch Grodk) im heutigen Landkreis Spree-Neiße (Brandenburg), wo ein alter und inzwischen erneuerter Gedenkstein an den „Mittelpunkt vom Deutschen Reiche“ erinnert, verlagerte sich dieser durch die Gebietsabtretungen infolge des Versailler Vertrages von 1919. So reklamierte etwa das Dorf Krina, heute Ortsteil der Gemeinde Muldenstausee im Landkreis Anhalt-Bitterfeld (Sachsen-Anhalt), für sich, neuer Reichsmittelpunkt zu sein, was man mit einer Gedenktafel auf Feldstein in der Ortsmitte („Horner Berg“) dokumentierte. Nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten 1990 wurde schließlich das Dorf Niederdorla im Unstrut-Hainich-Kreis (Thüringen) zum neuen geographischen Mittelpunkt der Bundesrepublik Deutschland.