20.05.2024

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Folge 10-22 vom 11. März 2022 / Stadtgestaltung / Ein Badeplatz am Schloss – oder nur eine Treppe? / Humboldt-Forum im Berliner Schloss: Über die Gestaltung des Umfelds wird leidenschaftlich gestritten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-22 vom 11. März 2022

Stadtgestaltung
Ein Badeplatz am Schloss – oder nur eine Treppe?
Humboldt-Forum im Berliner Schloss: Über die Gestaltung des Umfelds wird leidenschaftlich gestritten
Norman Hanert

Schon seit zwanzig Jahren setzt sich der Verein „Flussbad Berlin e.V.“ für ein Sommerbad am Spreearm im Abschnitt zwischen dem Auswärtigem Amt und dem Bode-Museum ein. Das von einer Gruppe aus Architekten und Künstlern konzipierte Projekt sieht vor, den Spreekanal an der Fischerinsel in einen naturnahen Wasserlauf umzuwandeln und die Wasserqualität so weit zu verbessern, dass auf 830 Metern ein Baden im Spreewasser möglich wird.

Bei einem wichtigen Teilpunkt dieses „Flussbad-Projekts“, einer Freitreppe zur Spree vor dem Berliner Humboldt-Forum, deutet sich nun aber ein Rückschlag an. Nach den Plänen der Initiatoren sollte eine 38 Meter breite Treppe mit Sitzstufen auf der westlichen Seite des Humboldt-Forums von der sogenannten „Schlossfreiheit“ zum Spreekanal hinunterführen und das Baden ermöglichen. In unmittelbarer Nähe entsteht derzeit schon das „Freiheits- und Einheitsdenkmal“. Die Bauarbeiten an der „Einheitswippe“ kommen mittlerweile gut voran, sodass ein Eröffnungstermin zum 3. Oktober 2022 realistisch erscheint.

Baumängel an der Schlossfassade

Bei den Planungen für die Freitreppe zur Spree war dagegen bereits im vergangenen Herbst eine starke Kostensteigerung bekanntgeworden. Die Initiatoren hatten ursprünglich mit 4,7 Millionen Euro kalkuliert. Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung war nach eigenen Berechnungen aber auf Kosten von 5,7 Millionen Euro gekommen. Obwohl der Berliner Senat im Dezember 2019 den Bau der Freitreppe am Schlossplatz beschlossen hatte, heißt es von der Senatsbauverwaltung nun: „Wir sehen die Treppe wegen der enorm hohen Kosten kritisch.“ 

Bereits der vorangegangene Senat hatte Geld für das Projekt nicht freigegeben. Befürworter des deutschen Einheitsdenkmals in Berlin, darunter der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, stören sich generell an den Plänen für das Flussbad in unmittelbarer Nähe des Denkmals.

Vergangenes Jahr sagte Thierse etwa, dass die geplante Freitreppe für das Freibad, Fahrradständer und ein Aufzug die Sicht auf das Denkmal einschränken würden. „Wir haben nichts gegen ein Flussbad, aber an dieser Stelle ist es unpassend“, so der SPD-Politiker im Sommer vergangenen Jahres.

Hans-Dieter Hegner, Vorstand Bau der Stiftung Humboldt-Forum im Berliner Schloss, steht der Idee einer Freitreppe dagegen aufgeschlossen gegenüber. „Wir würden den Bau der Freitreppe unterstützen, die Menschen wollen nahe am Wasser sein.“ Der Schloss-Vorstand schränkte allerdings ein: „Wir wollen ans Wasser, aber nicht um jeden Preis rein.“

Am fast 700 Millionen Euro teuren Humboldt-Forum selbst haben die Sturmtiefs, die im Februar über die Hauptstadtregion hinweggezogen sind, Mängel an der Bauausführung der barocken Fassade zutage gefördert. 

Über dem Portal des rekonstruierten Schlüterhofs ist fast ein halber Meter Putz heruntergefallen. Vermutet wird, dass Handwerker der seinerzeit zuständigen Baufirma die Anschlussstelle zwischen Putz und einem Beton-Fertigteil nicht ordentlich ausgeführt haben.