In Berlin prallen gerade echte und falsche Moral aufeinander. Kaum war der erste Schwung an Kriegsflüchtlingen an der Spree angekommen, da funkte die Hauptstadt schon SOS und bat händeringend um die Unterstützung der anderen Bundesländer (siehe Seite 5). 

Dass die eigenen Kapazitäten zur Unterbringung der Ukrainer so rasch erschöpft waren, hat weniger mit deren schierer Zahl zu tun als damit, dass Berlin seit Jahren stolz darauf ist, nur sehr wenige ausreisepflichtige Asylsucher auch wirklich abzuschieben. Sie verstopfen nun die Aufnahme-Einrichtungen, die dringend für echte Flüchtlinge benötigt würden.

Ob die Politik aus diesem Fiasko lernt? Das ist leider kaum anzunehmen:  Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat bereits verkündet, dass alle, die aus der (oder über die?) Ukraine einreisen wollen, ohne Kontrolle ins Land gelassen würden. Dass wir die geflüchteten Ukrainer, fast alles Frauen, Kinder und alte Leute, aufnehmen, versteht sich. Doch das, was die SPD-Ministerin jetzt auftischt, ist nichts weniger als die Einladung an alle Schlepper- und Schleuserbanden dieser Welt, ihr Geschäft in großem Stil unter dem Deckmantel einer vermeintlichen Ukraine-Flucht zu verbergen.

Was sich hier wiederholt, ist genau jener Kontrollverzicht und Kontrollverlust von 2015. Niemand in Berlin will wissen, wer über unsere Grenzen kommt, welche Gefahren und Gefährder sich da möglicherweise unter uns mischen. Das Massaker vom Breitscheidplatz 2016 schon vergessen? Oder den „Flüchtling“, der über Deutschland kam und in Paris mitmordete?

Ganz zu schweigen davon, dass die Kapazitäten Deutschlands im Zuge eines längeren, immer brutaler werdenden Kriegs in der Ukraine massiv belastet werden dürften und wir jeden Platz für echte Flüchtlinge benötigen. Da ist jeder falsche Flüchtling, der sich unter Ausnutzung des Leids der Ukrainer über die Grenze schleicht, einer zu viel. Faesers „Humanität“ ist in Wahrheit Verbohrtheit und Gleichgültigkeit.