19.05.2024

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Folge 10-22 vom 11. März 2022 / TV-Kritik / Im nassen Einerlei verdurstet / Eine Greta für unser Wasser – Mit dem Film „Bis zum letzten Tropfen“ macht die ARD ein Umwelt-Fass auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-22 vom 11. März 2022

TV-Kritik
Im nassen Einerlei verdurstet
Eine Greta für unser Wasser – Mit dem Film „Bis zum letzten Tropfen“ macht die ARD ein Umwelt-Fass auf
Anne Martin

Jeder Regisseur hat seine Handschrift, auch der investigativ arbeitende Daniel Harrich. Wenn der 38-Jährige Regie führt und gleichzeitig als Autor zeichnet, geht es gemeinhin nicht um Kunst, sondern um Aufklärung. Das war so in seinem Film gegen die Waffenlobby, und das ist so in „Bis zum letzten Tropfen“ (16. März um 20.15 Uhr, Das Erste), dem fiktionalen Höhepunkt des ARD-Programmschwerpunkts im März zum Thema Wasser. 

Die Botschaft ist unmissverständlich: Wer das hohe Gut des Grundwassers an Geschäftemacher verkauft, verscherbelt ein Menschenrecht. So weit, so aktuell. Die Thematik wurde vor den Toren Lübecks schon in der Realität abgehandelt.   Apollinaris, eine Tochterfirma von Coca-Cola, wollte dort in einem dritten Brunnen nach Grundwasser bohren, doch nach Bürgerprotesten liegen die Pläne auf Eis. Ob das Anzapfen von Grundwasser so unbedenklich ist, wie von den Konzernen behauptet, ist tatsächlich umstritten. 

Aber muss der Boss von „Pure Water“, der dem fiktiven Städtchen „Lauterbronn“ im TV-Film Arbeitsplätze und strukturellen Aufschwung verspricht, so skrupellos daherkommen, wie von Ulrich Tukur dargestellt? Muss der widerständige Landwirt (Michael Roll), dem die staubtrockene Krume durch die Finger rieselt, mit einer dramatischen Selbstverbrennung ein Fanal setzen? Und muss die Tochter des Bürgermeisters (Sebastian Bezzel) eine jugendliche Heroine sein, die der schwedischen Umweltaktivistin Greta bis aufs Haar ähnelt? Die aktuellen Diversity-Vorgaben im Film werden durch einen mongoloiden Darsteller eingelöst, der im Feldzug gegen den Einbruch skrupelloser Kapitalisten sein Leben lässt. 

Dieser Film ist so erwartbar und grob gestrickt, dass auch die anfänglich gesetzte Western-Atmosphäre nicht mehr versöhnen mag. Am eindringlichsten noch das Wort-Duell zum Schluss: „Können Sie morgens noch in den Spiegel schauen?“, fragt der Bürgermeister, und der Boss von „Pure Water“ antwortet: „Ja, kann ich, und was ich da sehe, gefällt mir gut. Wir verkaufen keine Sturmgewehre! Wer unser Wasser nicht kaufen will, für den bleibt der Wasserhahn.“ Wie lange es aus den Wasserhähnen noch sprudelt, um großzügig Golfplätze und Gärten zu wässern, um Autos zu waschen und millionenfach die WC-Spülung zu betätigen, ist allerdings die Frage. 

Jenseits des allzu missionarischen Spielfilms informiert die darauffolgende Dokumentation „Durst – wenn das Wasser verschwindet“, für die ebenfalls Harrich verantwortlich zeichnet. Außerdem ermutigt das Erste zu zahlreichen Mitmach-Aktionen. So können Bürger melden, wo in ihrem Umfeld in letzter Zeit Bäche und Teiche versandet sind. Oder sie können ihren persönlichen „Wasserfußabdruck“ messen. 

Infos www.daserste.de