20.05.2024

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Folge 10-22 vom 11. März 2022 / Containment-Politik / Aufruf zur Eindämmung des Sowjetimperialismus / Die Verkündung der Truman-Doktrin durch den US-Präsidenten am 12. März 1947 vor dem Kongress gilt als Beginn des Kalten Krieges

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-22 vom 11. März 2022

Containment-Politik
Aufruf zur Eindämmung des Sowjetimperialismus
Die Verkündung der Truman-Doktrin durch den US-Präsidenten am 12. März 1947 vor dem Kongress gilt als Beginn des Kalten Krieges
Lydia Conrad

Der Zweite Weltkrieg war noch keine zwei Jahre vorbei, als aus den Verbündeten gegen Deutschland im Zweiten Weltkrieg Gegner im Kalten Krieg wurden. Diese Entwicklung resultierte nicht zuletzt aus dem Bemühen der Sowjetunion, auch außerhalb Europas ihren Macht- und Einflussbereich zu erweitern, nachdem sie bereits im östlichen Teil Europas Satellitenstaaten geschaffen hatte. 

Im Iran, der seit August 1941 unter alliierter Besatzung stand, wollte der sowjetische Diktator Josef Stalin ebenfalls prosowjetische Republiken gründen. Das führte zum ersten großen Zwist mit den USA. Schließlich sorgte der von 1945 bis 1953 amtierende 33. US-Präsident Harry S. Truman für ein Ende des Engagements der UdSSR, indem er mit dem Einsatz von Atomwaffen drohte.

An die Türkei stellte Moskau territoriale Forderungen und verlangte Mitspracherechte bei der Kontrolle der Meerengen zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer. Das lief auf eine Revision des Vertrages von Montreux vom 20. Juli 1936 heraus, der Ankara die alleinige Souveränität über den Bosporus, das Marmarameer und die Dardanellen einräumte. 

In Griechenland tobte seit 1946 ein erbitterter Bürgerkrieg zwischen der international anerkannten konservativen griechischen Regierung und den Guerillatruppen der Kommunistischen Partei, die indes eher von Jugoslawien als von der UdSSR unterstützt wurden. Dennoch befürchteten der US-Präsident und seine Berater angesichts der Lage an der Südostflanke Europas einen Dominoeffekt: Sollten die Türkei und Griechenland auch noch kommunistisch regierte Staaten werden, dann könnten zahlreiche weitere Länder rund um das Mittelmeer folgen. 

In dieser brisanten Situation erklärte Großbritannien im Februar 1947, dass es nicht mehr in der Lage sei, den griechischen Royalisten militärisch und wirtschaftlich unter die Arme zu greifen. Für sie, so die Briten, sollten die USA einspringen. 

Achesons eindrucksvolle Bilder

Das war durchaus im Sinne Trumans. Allerdings musste der demokratische Präsident zuvor die Unterstützung der Republikaner erlangen. Diese kontrollierten beide Kammern des Kongresses und vertraten zumindest teilweise einen eher isolationistischen Kurs, wie sie es ja auch schon nach dem Ersten Weltkrieg getan hatten. Deshalb initiierte Truman ein Treffen mit den wichtigsten Vertretern der Republikaner, darunter den Senatspräsidenten Arthur Vandenberg. An dieser Begegnung nahm neben Außenminister George Marshall auch dessen Staatssekretär Dean Acheson teil. Dieser benutzte gleich zwei eindrucksvolle Bilder. Zum einen verglich er kommunistische Staaten mit faulen Äpfeln, die sehr schnell eine ganze Kiste voller Obst verderben könnten. Zum anderen verglich er ins sowjetische Lager wechselnde Staaten mit umstürzenden Dominosteinen, die andere mit sich reißen. Vandenberg veranlasste das zu dem Rat an den Präsidenten, vor das Parlament zu treten und „das amerikanische Volk zu Tode zu erschrecken“. Und das versuchte Truman am 12. März 1947 mit einer 18 Minuten langen Rede vor dem Kongress.

Er begann mit den Worten: „Der Ernst der Lage, mit der die Welt heute konfrontiert ist, erfordert mein Erscheinen vor einer gemeinsamen Sitzung des Kongresses. Die Außenpolitik und die nationale Sicherheit dieses Landes sind betroffen.“ Danach bat der Präsident um die Zustimmung für Unterstützungsleistungen an Griechenland. Um die zumeist strikt antikommunistisch eingestellten Republikaner zu überzeugen, stilisierte Truman diese Hilfe zu einer ganz grundsätzlichen strategischen Notwendigkeit: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Weltgeschichte muss fast jede Nation zwischen alternativen Lebensformen wählen. Nur zu oft ist diese Wahl nicht frei. Die eine Lebensform gründet sich auf den Willen der Mehrheit und ist gekennzeichnet durch freie Institutionen, repräsentative Regierungsform, freie Wahlen, Garantien für die persönliche Freiheit, Rede- und Religionsfreiheit sowie Freiheit von politischer Unterdrückung. Die andere Lebensform gründet sich auf den Willen einer Minderheit, den diese der Mehrheit gewaltsam aufzwingt. Sie stützt sich auf Terror und Unterdrückung, auf die Zensur von Presse und Rundfunk, auf manipulierte Wahlen sowie auf den Entzug der persönlichen Freiheiten. Ich glaube, es muss die Politik der Vereinigten Staaten sein, freien Völkern beizustehen, die sich der angestrebten Unterwerfung durch bewaffnete Minderheiten oder durch äußeren Druck widersetzen … Die freien Völker der Welt rechnen auf unsere Unterstützung in ihrem Kampf um die Freiheit. Wenn wir in unserer Führungsrolle zaudern, gefährden wir den Frieden der Welt.“

Durchschlagender Erfolg

Die Wirkung dieser Erklärung, die als „Truman-Doktrin“ in die Geschichte einging, war durchschlagend. Zwei Monate später genehmigte der Kongress mit großer Mehrheit 400 Millionen US-Dollar an militärischer und wirtschaftlicher Hilfe für Griechenland sowie auch die Türkei. 

Darüber hinaus markierte der 12. März 1947 einen Wendepunkt in der Außenpolitik der Vereinigten Staaten. Mit Einschränkungen in der Trump-Ära folgen die USA seither dem Grundsatz, dass sie die Rolle der führenden globalen Ordnungsmacht einnehmen müssten. Hieraus resultierte die im Juli 1947 verkündete Bereitschaft zur „Eindämmung des sowjetischen Imperialismus“. Zu den im Rahmen dieser sogenannten containment policy (Eindämmungspolitik) ergriffenen Maßnahmen gehörten der von US-Außenminister George C. Marshall am 5. Juni 1947 vor Absolventen der Harvard University vorgeschlagene Marshallplan zur Verhinderung einer Übernahme Westeuropas durch die UdSSR und die Unterzeichnung des Nordatlantikvertrages am 4. April 1949.





Kurzbiographien

Der republikanische Senator von Michigan Arthur Vandenberg war vom 4. Januar 1947 bis zum 3. Januar 1949 Präsident pro tempore des Senats.

Der General of the Army George Marshall war vom 21. Januar 1947 bis zum 20. Januar 1949 Außen- sowie von 1950 bis 1951 Verteidigungsminister.

Dean Acheson war vom 16. August 1945 bis zum 30. Juni 1947 der Vize des Außenministers. 1949 bis 1953 war er als Marshalls Nachfolger selbst Minister.