20.05.2024

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Folge 10-22 vom 11. März 2022 / Walther Reinhardt / Preußens letzter Kriegsminister

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-22 vom 11. März 2022

Walther Reinhardt
Preußens letzter Kriegsminister
Manuel Ruoff

Gemäß dem aktuellen Traditionserlass grenzt sich die Bundeswehr zunehmend von früheren deutschen Streitkräften ab und konzentriert sich auf die eigene Tradition. Insofern stellt es eine Ausnahme dar, dass die 1968 nach dem württembergischen General der Kaiser- und der anschließenden Weimarer Zeit Walther Reinhardt benannte Reinhardt-Kaserne in Ellwangen (Jagst) noch immer so heißt. Das wird nicht zuletzt daran liegen, dass auch General Walther Reinhardt eine Ausnahme darstellte in seiner Loyalität zur Weimarer Republik.

Letzteres mag an seiner Herkunft liegen. Im Gegensatz zu seinem bedeutenden Gegenspieler General Hans von Seeckt war Reinhardt bürgerlich und stammte aus dem traditionell als liberal geltenden Württemberg. In dessen Armee machte der am 24. März 1872 in Stuttgart geborene Sohn eines württembergischen Generalmajors eine Karriere bis zum Oberst.

Als große Wende in seinem Leben gilt seine Berufung ins preußische Kriegsministerium. Ende Oktober 1918 übernahm er die Leitung von deren Demobilisierungskommission. Nach dem Abschluss des Waffenstillstandes von Compiègne wurde Preußens Kriegsminister auf eigenen Wunsch entlassen und Reinhardt dessen Nachfolger. Der Württemberger war Preußens letzter Kriegsminister. 

Mit dem Ende des Kaiserreiches kam auch das Ende der Armeen seiner Bundesstaaten. An deren Stelle trat die Reichswehr. Der erste Chef der Heeresleitung wurde im Oktober 1919 Reinhardt. In dieser Funktion arbeitete er eng und vertrauensvoll mit dem sozialdemokratischen Reichswehrminister Gustav Noske zusammen.

Während des Kapp-Lüttwitz-Putsches im März 1920 gehörte Reinhardt zu den wenigen höheren Offizieren, die für den Einsatz der Reichswehr gegen die Putschisten um den General Walther von Lüttwitz und den Zivilisten Wolfgang Kapp plädierten. Die Reichswehr verhielt sich indes passiv, neutral gemäß dem Motto des Chefs des Truppenamtes General Hans von Seeckt: „Truppe schießt nicht auf Truppe“ beziehungsweise „Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr“.

Wegen dieser Haltung der Reichswehr musste der Reichswehrminister nach dem Putsch zurücktreten. Der Chef der Heeresleitung solidarisierte sich mit seinem Minister und trat ebenfalls zurück. In weniger wichtigen Verwendungen blieb Reinhardt bis 1927 bei der Truppe. Es passt zu ihm, dass er nach seinem Ausscheiden die nach ihm benannten Reinhardt-Kurse organisierte, die dem militärischen Nachwuchs zusätzlich zur militärischen Ausbildung auch politisches und ziviles Rüstzeug auf akademischem Niveau vermitteln sollten. 

Zum Nationalsozialismus brauchte sich Reinhardt nicht mehr zu positionieren. Er starb am 8. August 1930 in Berlin.