20.05.2024

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Folge 10-22 vom 11. März 2022 / Wirtschaftsgeschichte / Wie große Firmen unser Land prägten / Joachim Mohr und Eva-Maria Schnurr stellen wichtige familiengeführte Unternehmen vor, die bis heute für Deutschland eine Rolle spielen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-22 vom 11. März 2022

Wirtschaftsgeschichte
Wie große Firmen unser Land prägten
Joachim Mohr und Eva-Maria Schnurr stellen wichtige familiengeführte Unternehmen vor, die bis heute für Deutschland eine Rolle spielen
Dirk Klose

Die Wirtschaft ist unser Schicksal“, schrieb Walther Rathenau, als er noch AEG-Vorsitzender war. In der Tat, „brummt“ die Wirtschaft, geht es auch dem Land gut. Der Satz „Die Schlote rauchen wieder“ bekundete ab 1950 spürbare Erleichterung über ein Ende der allgemeinen Not. Bis heute wird die deutsche Wirtschaft keineswegs nur von börsennotierten Unternehmen bestimmt. Wie die beiden Autoren Joachim Mohr und Eva-Maria Schnurr in ihrem sehr lesenswerten Buch über „Deutsche Wirtschaftsdynastien“ zeigen, wird mehr als die Hälfte der Wirtschaftsleistung von Familienunternehmen erbracht. 

Ein Autorenteam von Professoren und „Spiegel“-Redakteuren porträtiert Unternehmerfamilien wie Thurn und Taxis (Post), Warburg (Banken), Reclam (Verlag), Bosch (Energie, Anlagenbau), Bayer (Chemikalien), Porsche (Automobil), Brenninkmeijer (C&A/Textilien) und Würth (Befestigungen). Bei einem Unternehmen reicht die Geschichte 500 Jahre (Coatinc Company in Siegen), bei einem anderen über 300 Jahre (Merck in Darmstadt) zurück, fast alle sind wenigstens 100 Jahre alt. 

Zwei Kapitel gehen über die Geschichte der Krupps und der Thyssens. Weitere Kurzporträts gelten den Albrecht-Brüdern (Aldi), Oetker, Jägermeister, Henkel (Persil), Miele oder auch der kleinen, aber weltbekannten Familie Steiff, deren Plüschbär PB 55, ab 1906 als Teddybär verkauft, bis heute ein Hit ist. Eingeschoben sind mehrere Interviews mit Wirtschaftshistorikern zur geschichtlichen Rolle von Familienunternehmen, zum Thema Zwangsarbeit und zur Frage, wie Generationenübergänge heute ablaufen.

Wer nicht kapitalismuskritisch ist, wird den einzelnen Geschichten mit einer gewissen Bewunderung folgen, wie sich unternehmerischer Wagemut, persönliche Disziplin, familiärer Zusammenhalt, Augenmaß für das Mögliche und zugleich Weitblick für technologische Neuerungen paarten. Scheinbar alle menschlichen Eigenschaften zeigen sich: humanitäres Engagement eines Robert Bosch, philantrophisch geprägtes Mäzenatentum eines Reinhold Würth, Technikbesessenheit bei Ferdinand Porsche oder schieres Machtstreben bei Günther Quandt. 

Es gefällt, dass kurz der heutige Stand des Unternehmens (Umsatz und Gewinn, Mitarbeiter, Geschäftsfelder) aufgeführt wird. Was fehlt, sind weitergehende Information etwa darüber, wie die „Ehe“ von Krupp und Thyssen zur heutigen ThyssenKrupp AG erfolgte. 

Joachim Mohr/Eva-Maria Schnurr (Hg.): „Das Geheimnis des Erfolgs. Deutsche Wirtschaftsdynastien und ihr Weg zu Macht und Weltruhm“, Deutsche Verlags-Anstalt, München 2021, gebunden, 256 Seiten, 20 Euro