20.05.2024

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Folge 11-22 vom 18. März 2022 / Sanktionen Als Reaktion auf den russisch-ukrainischen Krieg verkündeten die Europäer harte Einschnitte in die Wirtschaftsbeziehungen zu Moskau. Nun zeigt sich, dass diese auch den eigenen Bürgern schaden / Wenn eine Strafe zum Bumerang wird / Erste Folge der Wirtschaftssanktionen im Osten sind steigende Energiepreise im Westen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-22 vom 18. März 2022

Sanktionen Als Reaktion auf den russisch-ukrainischen Krieg verkündeten die Europäer harte Einschnitte in die Wirtschaftsbeziehungen zu Moskau. Nun zeigt sich, dass diese auch den eigenen Bürgern schaden
Wenn eine Strafe zum Bumerang wird
Erste Folge der Wirtschaftssanktionen im Osten sind steigende Energiepreise im Westen
Norman Hanert

Die Sanktionspakete gegen Russland tun nach Ansicht der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin „richtig weh“: „Die Sanktionen beißen ganz hart. Das merkt man. Die russische Wirtschaft wankt“, so von der Leyen gegenüber dem Deutschlandfunk.

Inzwischen warnen Ökonomen und Wirtschaftsvertreter aber vor Übertreibungen. Siegfried Russwurm, der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), sprach sich unlängst zwar für eine schnelle Unabhängigkeit von russischen Energieimporten aus. Auch solle durch Sanktionen Druck auf die Entscheider in Russland ausgeübt werden. Allerdings mahnte der BDI-Chef, dabei Augenmaß zu bewahren: „Es ergibt wenig Sinn, sich selbst schärfer zu bestrafen als den Aggressor. Russland und die Ukraine sind wichtige Nahrungsmittelexporteure. Soll es diese Exporte nicht mehr geben? Das würde zu massiven zusätzlichen Verwerfungen in der Welt führen.“

„Suicide by Cop“

Noch deutlicher fiel eine Einschätzung des US-amerikanischen Wirtschaftsjournalisten Tom Luongo aus. Er sprach mit Blick auf die Sanktionen der EU gegen Russland bereits von einem „Suicide by Cop“. Der Begriff steht in den USA für den Versuch von suizidgefährdeten Personen, sich durch eine gezielte Konfrontation von der Polizei erschießen zu lassen.

Tatsächlich birgt der Versuch der USA und der EU, Russland als größten Rohstoffproduzenten der Welt vom internationalen Handel auszuschließen, ein enormes Risiko für die gesamte Weltwirtschaft. Russland ist mit seinen Ausfuhren von Erdöl, Gas, Kohle und Uran einer der größten Energielieferanten, zudem wichtiger Produzent von Nahrungsmitteln und als Exporteur vieler Metalle enorm bedeutend. Mit gutem Grund tauchen zum Beispiel auf der US-Sanktionsliste keine russischen Mineralien auf.

Noch bevor die USA und die EU ihre Sanktionen auf den Weg gebracht haben, sind in vielen westlichen Ländern erneut Inflationssorgen umgegangen. Der Versuch, russische Rohstoffe von den internationalen Märkten zu verbannen, wird die Inflationstendenzen weiter steigen lassen. So kommentierte der deutsche Ökonom Daniel Stelter die hierzulande aufgekommenen Forderungen nach Ausweitung der Sanktionen auf die Energielieferungen: „Boykottieren wir russisches Öl und Gas, bekommen wir zweistellige Inflationsraten.“

Wirtschaftskrise mit Ansage

Zoltan Pozsar, Zinsstratege bei der Credit Suisse, sorgte vor Kurzem an der Wall Street für großes Aufsehen, indem er nicht weniger als den Zusammenbruch des bisherigen dollarbasierten Weltwährungssystems voraussagte. Der Ökonom, der früher für die US-Zentralbank und das US-Finanzministerium gearbeitet hat, sieht als Folge der westlichen Sanktionen, dass sich eine massive Rohstoffkrise samt Liquiditätsengpässen bei Marktteilnehmern samt inflationärem Finale zusammenbraut.

Die Entscheidung der Gruppe der Sieben (G7), die Währungsreserven der russischen Zentralbank zu beschlagnahmen, wertet Pozsar als extrem wichtigen Punkt. Russlands Devisenreserven, jahrelang gespeist aus Erlösen von Rohstoffexporten, wurden vor dem Ukraine-Krieg auf rund 630 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die Beschlagnahme dieser Reserven ist nicht nur für Russland ein alarmierendes Signal. Im Prinzip muss jeder Staat künftig darauf gefasst sein, bei einem Konflikt mit den Vereinigten Staaten faktisch nicht mehr an seine Dollar-Guthaben heranzukommen.





Warner und Mahner

„Wir können es uns nicht leisten, auf russisches Uran zu verzichten“, sagt der US-amerikanische Nuklearexperte Chris Gadomski.

Der Ökonom Zoltan Pozsar prognostiziert, „Geld“ werde nach dem Ukraine-Krieg nicht mehr das gleiche sein wie zuvor.

Der deutsche Ökonom Daniel Stelter warnt: „Boykottieren wir russisches Öl und Gas, bekommen wir zweistellige Inflationsraten.“