20.05.2024

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Folge 11-22 vom 18. März 2022 / Wirtschaftsbeziehungen / China schielt nach Russlands Energiekonzernen / Nach Abkehr westlicher Firmen – Moskaus einzige Option bleibt die Konzentration auf den Osten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-22 vom 18. März 2022

Wirtschaftsbeziehungen
China schielt nach Russlands Energiekonzernen
Nach Abkehr westlicher Firmen – Moskaus einzige Option bleibt die Konzentration auf den Osten
Manuela Rosenthal-Kappi

War der Westen in den vergangen 20 bis 30 Jahren der größte Handelspartner Russlands, so scheint diese einst positive Entwicklung durch Putins Angriff auf die Ukraine wie weggewischt. Immer mehr europäische und US-Firmen ziehen sich aus Russland zurück. In seiner Isolation bleibt Moskau nur noch China als verlässlicher Handelspartner.

China ist ein großer Abnehmer für russisches Öl, Gas und Nutzholz. Die beiden autoritär geführten Regime, deren Länder eine 4000 Kilometer lange Grenze teilt, haben noch kurz vor Beginn der russischen „militärischen Sonderoperation“ in der Ukraine ihre Freundschaft betont. In den vergangenen fünf Jahren hat China seine Energieeinkäufe auf fast 60 Milliarden US-Dollar verdoppelt, die China National Petroleum Corporation hält 

20 Prozent an der Jamal-LNG-Flüssiggasanlage sowie zehn Prozent an „Arctic LNG2“.

Fraglich ist, ob die propagierte Partnerschaft mit China für Russland auf Dauer vorteilhaft ist. Derzeit verhält das Reich der Mitte sich gegenüber seinem Partner nicht eindeutig freundschaftlich: So sollen Technologiekonzerne den Export von Mobiltelefonen und Computern nach Russland stark eingeschränkt haben und sich weigern, dringend benötigte Teile für den Flugzeugbau zu liefern. Chinesische Banken haben es zudem abgelehnt, als Vermittler für die Durchführung internationaler Öl- und Gaskäufe aufzutreten. 

Wenn der Handel mit dem Westen wegen des Krieges total zum Erliegen kommen sollte, wird Russland aber mehr denn je darauf angewiesen sein, technische Geräte wie Computer und Haushaltstechnik, Mikrochips, Autos sowie Nahrungsmittel, Kleidung und ähnliches aus China zu importieren und so in eine gefährliche Abhängigkeit vom Nachbarn zu geraten, der eine neue Weltordnung mit Russland als Juniorpartner anstreben könnte.

Peking kennt keine Freunde

Die Gefahr für Russland besteht darin, dass China keine Freunde kennt, sondern nur Interessen hat, wie es ein Beobachter dieser Tage ausdrückte. Laut der Agentur Bloomberg interessieren sich chinesische Investoren bereits für den Kauf oder die Erhöhung ihrer Anteile an russischen Energie- und Rohstoffunternehmen, darunter fallen auch Gazprom und Rusal. Jedes dieser Geschäfte zielt darauf ab, den Import Chinas zu erhöhen sowie dessen Energie- und Nahrungsmittelsicherheit zu konsolidieren. Denn auch China leidet unter der Situation in der Ukraine. Die Preise für Energie, Metall und Nahrungsmittel schießen in die Höhe.

Sollte sich das Embargo des Westens auf den russischen Ölsektor ausweiten, würde Russland die Haupteinnahmequelle wegbrechen. Im vergangenen Jahr betrug das Gesamthandelsvolumen mit der EU noch 240 Milliarden US-Dollar. Die EU war Russlands wichtigster Handelspartner.  China kann die prekäre Lage seines Nachbarn ausnutzen, um Anteile russischer Unternehmen unter Preis zu kaufen. Liegt die russische Wirtschaft am Boden, hat Peking die Möglichkeit, nicht nur die Preise, sondern auch die Politik zu diktieren, so die Befürchtung russischer Fachleute.