20.05.2024

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Folge 11-22 vom 18. März 2022 / Allenstein / Schöner Park als Erinnerungsort / An der Stelle des ehemaligen evangelischen Friedhofs sollen Gedenktafeln aufgestellt werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-22 vom 18. März 2022

Allenstein
Schöner Park als Erinnerungsort
An der Stelle des ehemaligen evangelischen Friedhofs sollen Gedenktafeln aufgestellt werden
Uwe Hahnkamp

Ende Januar hatte der Stadtrat von Allenstein der Anbringung von Gedenktafeln zur Erinnerung an den ehemaligen evangelischen Friedhof zwischen den Gleisen der Eisenbahn und der Bahnhofstraße (ulica Partyzantow) und die dort bestatteten Einwohner zugestimmt. Eingebettet werden sie in einen Park, der dort im Rahmen des Umsteigepunkts Allenstein-Stadtmitte (Olsztyn-Śródmieście) entsteht. Inzwischen sind in einem ersten Schritt die dortigen Garagen fast komplett entfernt worden.

Was lange währt, wird endlich gut: Bereits 2018 stießen Bauarbeiter beim Umbau der Bahnhofstraße zwischen der Polizeikommandantur und dem Haus Kopernikus der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit (AGDM) auf der Seite zu den Bahngleisen auf menschliche Überreste. Die Arbeiten wurden unterbrochen und archäologische Forschungen angeordnet. Gefunden wurden im Verlauf der Arbeiten 27 Gräber.

Negativer und positiver Umgang 

„Damals war ich gerade ganz frisch im Amt“, erinnert sich Łukasz Stachelek, der Pastor der evangelisch-augsburgischen Kirche in Allenstein, „ich habe sofort mit dem Stadtpräsidenten Kontakt aufgenommen, weil dort früher ein evangelischer Friedhof war.“ Nach dem ersten Fund beruhigte sich die Lage, bis im Juli 2018 Teilnehmer eines Stadtspaziergangs mit Rafał Bętkowski vom Museum der Moderne in Allenstein an jener Stelle zufällig auf frei liegende Knochen stießen. In der Folge der öffentlichen Empörung darüber stellte die Gesellschaft „Święta Warmia“ einen Antrag auf Eintrag des Friedhofs ins Denkmalregister.

Bis November 2018 folgten mehrmonatige Verhandlungen. Es ging um den Umgang mit der Fläche des früheren Friedhofs und den sterblichen Überresten. Im Rahmen der Vereinbarung zwischen der Stadt Allenstein, der Gesellschaft „Święta Warmia“ und der evangelisch-augsburgischen Gemeinde wurde der Antrag zurückgezogen, den Friedhof als Denkmal einzutragen. Im Gegenzug verpflichtete sich die Stadt zum pfleglichen Umgang mit den Gräbern und sterblichen Überresten sowie zu einem Gedenken an die Bestatteten. 

Gestaltung und erste Umsetzung

„Der Friedhof war 1873 bis 1886 der evangelische Hauptfriedhof, und noch bis 1947 wurden dort insgesamt mehr als 1300 Menschen beerdigt“, erklärt Pastor Stachelek. Doch die Liquidierung des Gräberfelds in den 60er Jahren erfolgte ohne Fingerspitzengefühl. Es wurde oberflächlich eingeebnet, die Grabsteine entfernt, aber „es gibt keinerlei Dokumente zu irgendwelchen Exhumierungen“, so Bętkowski. Er wurde von der AGDM, die die entsprechende Ausschreibung gewonnen hatte, beauftragt, die Namen der dort Beerdigten herauszufinden. Hauptquelle war dabei das Evangelische Zentralarchiv in Berlin.

Diese Arbeit war zusammen mit der erwähnten Vereinbarung die Grundlage für die jetzige Konzeption. Laut Andrzej Karwowski von der Stadt Allenstein „wird es eine Grünanlage, einen öffentlichen Park mit einem Erinnerungspavillon geben. An Gedenkwänden finden sich dann Tafeln mit Inschriften der Namen.“ Die Garagen, die sich auf dem Gelände des früheren Friedhofs befanden, sind bis auf zwei Ausnahmen von der Stadt Allenstein übernommen und inzwischen als erster Schritt des Bauvorhabens abgerissen worden. „Ich denke, es ist ein guter Kompromiss geworden“, freut sich Pastor Stachelek, „dieser Park am Umsteigepunkt Allenstein-Stadtmitte wird nicht nur ein angenehmer Ort zum Gedenken, sondern auch eine Visitenkarte der Stadt sein.“