20.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 11-22 vom 18. März 2022 / Traumstrand und Ruhe / Das Wolliner Ostseebad Heidebrink / Vom Fischerdorf zum ruhigen Kurort an Pommerns Ostseeküste

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-22 vom 18. März 2022

Traumstrand und Ruhe
Das Wolliner Ostseebad Heidebrink
Vom Fischerdorf zum ruhigen Kurort an Pommerns Ostseeküste
Erwin Rosenthal

Von den Ostseebädern der Insel Wollin ist Misdroy der unangefochtene Primus. Wem aber der sommerliche Trubel beim Inselprimus nicht zusagt, der wird vielleicht in Neuendorf, Heidebrink, Swantus oder West-Dievenow fündig. Diese Wolliner Bäder blieben bisher vom Massentourismus verschont und bieten relative Ruhe und Abgeschiedenheit. Und sie haben einen ebenso schönen Strand und die gleiche Wasserqualität wie Misdroy.  

Von der Sonne verwöhnt

Heidebrink [Międzywodzie], die Nummer zwei unter den Wolliner Badeorten, ist sonnenverwöhnt wie alle pommerschen Bäder und kann mit seinem milden Seeklima punkten. Der Ort liegt auf dem Trendel, einer etwa zwei Kilometer breiten Nehrung im Nordosten der Insel, die den Camminer Bodden von der Ostsee abtrennt und sich über mehr als drei Kilometer bis nach Dievenow erstreckt. Die Hauptstraße des Ortes mit ihren zahlreichen Gaststätten, Geschäften und Kiosken beginnt an der Woiwodschaftsstraße DW 102 und führt über eine hohe Düne direkt zum Strand, der zu einem Bad einlädt. Der schier endlose, feinsandige Strand, auch „Polens Côte d’Azur“ genannt, ist die Hauptattraktion Heidebrinks. Das Wasser wird erst hinter der ersten Sandbank tiefer, Kinder können hier folglich gefahrlos baden. Es verwundert jedoch, dass man hinter der Sandbank recht selten Schwimmer sieht.

Endloser Strand

Der Hafen des Ortes – ein Binnenhafen – liegt am Camminer Bodden, einer Ausbuchtung der Dievenow, und ist vom Ortszentrum aus per pedes in einer halben Stunde erreichbar. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es von hier aus Dampfschiffverbindungen nach Stettin und Cammin. In Sichtweite des Hafens liegen die Insel Gristow und die altehrwürdige Stadt Cammin, die frühere Residenz der Pommernherzöge. Auf der Insel Gristow befinden sich die drei Orte Gristow, Neu Gristow und Bünnewitz. Die Attraktion der Insel ist „der große Stein“. Er liegt im Norden des Eilands im flachen Wasser und hat einen Umfang von 20 Metern. Es heißt, dass er der Namensgeber für die Stadt Cammin war. Die Insel ist von Cammin aus über eine Brücke erreichbar. 

Wenige Kilometer nordöstlich von Heidebrink, eingerahmt vom Dünenwald, befindet sich der „Tote See“. Es handelt sich hier um die frühere Mündung der Dievenow. Die Dievenow, der östliche Mündungsarm der Oder, ergoss ihr Wasser bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in der Nähe von Heidebrink in die Ostsee. Ein „Durchstich“ verlegte die Mündung nach Dievenow und ließ einen idyllischen, etwa 1,5 Kilometer langen neuen See entstehen. Die Waldwege um den See laden zum Wandern und auch zum Radfahren ein. Die Stadt Dievenow, nach der Heidebrink eingemeindet ist, kann auch in kurzer Zeit erreicht werden. 

Einst nur zwei Fischerkaten

Jahrhundertelang war Heidebrink ein Fischerdorf. Ende des 18. Jahrhundert gab es hier lediglich zwei Fischerkaten. Man fischte in der Ostsee und im Camminer Bodden. Die Reusen und Netze waren immer prall gefüllt. Pommern war berühmt für seinen Fischreichtum. 

Ein Jahrhundert später hatte das Fischerdorf, das nach Fritzow eingepfarrt war, bereits zehn Fischerhäuser und 60 Einwohner. Der Kirchgang begann immer mit einer Bootsfahrt, denn das hinterpommersche Dorf Fritzow ließ sich von Heidebrink aus nur auf dem Wasserweg erreichen. 

Als Heidebrink zu Beginn des 20. Jahrhunderts See- und Solbad wurde, begann der wirtschaftliche Aufschwung des Ortes. Zunächst zählte man jährlich etwa 800 Badegäste, um 1924 war deren Anzahl bereits auf 2200 angestiegen. Die Einwohnerzahl hatte sich im Jahre 1939 auf 473 erhöht. Seit 1974 ist der Ort Heilbad für rheumatische Erkrankungen. Das Gesundheitszentrum Millennium bietet ganzjährig Kuren an. Die Patienten schätzen die malerische Lage des Bades und seine Ruhe. Und: Seinen ursprünglichen Charakter als Fischerdorf hat der Ort auch heute noch nicht ganz abgelegt. 

Den Interessierten unter den Badegästen sei ein Ausflug nach Misdroy, Cammin, Dievenow, Hoff oder Swinemünde empfohlen.