19.05.2024

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Folge 12-22 vom 25. März 2022 / Tschernobyl / „Putins barbarischer Krieg bringt ganz Europa in Gefahr“ / Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba warnte vor „Strahlungslecks“, die „unmittelbar bevorstehen“

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-22 vom 25. März 2022

Tschernobyl
„Putins barbarischer Krieg bringt ganz Europa in Gefahr“
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba warnte vor „Strahlungslecks“, die „unmittelbar bevorstehen“

Das ukrainische Kernkraftwerk Tschernobyl, in dessen Block Vier sich am 26. April 1986 der bislang schwerste Unfall bei der zivilen Nutzung von Atomenergie ereignete, ging im Dezember 2000 außer Betrieb. Seitdem finden auf dem Gelände unweit der nunmehrigen Geisterstadt Prypjat nahe der ukrainisch-weißrussischen Grenze nur noch Demontage- und Sicherungsarbeiten statt. In diesem Zusammenhang wurden auch Abkling-becken errichtet, in denen rund 20.000 abgebrannte Brennelemente der Blöcke Eins bis Drei lagern.

Gleich am ersten Tag des Ukrainekrieges besetzten russische Einheiten die Atomruine sowie die Sperrzone darum. Hierbei wurde die Datenfernleitung unterbrochen, über welche die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) kontinuierlich Informationen über die Situation in der havarierten Anlage erhielt. Außerdem hinderten die Besatzer das vorgefundene Personal in Tschernobyl am Schichtwechsel, sodass dieses über einen sehr langen Zeitraum Dienst tun musste. Beides führte zu scharfen Protesten der IAEO an die Adresse Moskaus.

Am 8. März kam es infolge der fortdauernden Kämpfe zur Unterbrechung der Stromzufuhr für die Aggregate zur Kühlung des Wassers in den Abklingbecken. Daraufhin wurden dieselbetriebene Notstromgeneratoren in Betrieb genommen. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba warnte vor „Strahlungslecks“ in Tschernobyl, die „unmittelbar bevorstehen“ und fügte hinzu: „Putins barbarischer Krieg bringt ganz Europa in Gefahr.“

Die IAEO äußerte hingegen kurz darauf, dass die Abklingbecken groß genug seien, um die Nachzerfallswärme der alten Brennelemente auch ohne aktive Kühlung abzuleiten, zumal die mit Uranoxid gefüllten Röhren bereits eine vergleichsweise geringe Radioaktivität aufwiesen. Daher sehe man keine „kritische Auswirkung auf die Sicherheit“. Dem pflichteten die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) in Köln sowie das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz bei. Letzteres fügte hinzu: „Radiologische Auswirkungen auf Deutschland sind nach dem Stand der verfügbaren Informationen nicht zu befürchten.“

Deutlich ernster würde die Lage aussehen, wenn die Ukraine, wie eigentlich geplant, die Ruine von Tschernobyl als zentrales Zwischenlager für alle strahlenden Abfälle aus den Kernkraftwerken des Landes benutzt hätte.

Die Reparatur der beschädigten Hochspannungsleitung erfolgte am 13. März. Dabei leistete Weißrussland wohl Hilfestellung. Seither gab es keine weiteren Meldungen aus Tschernobyl, die auf die Möglichkeit eines neuerlichen Atomunfalls hindeuten.W.K.