19.05.2024

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Folge 12-22 vom 25. März 2022 / Porträt / Der Kopf des Erfolges

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-22 vom 25. März 2022

Porträt
Der Kopf des Erfolges

Die Schlagkraft der ukrainischen Armee hat die Welt überrascht. Am meisten vermutlich die russischen Angreifer, die offenbar einen schnellen Durchmarsch und Sieg binnen weniger Tage erwartet hatten. Der Kopf hinter der verblüffend kampfkräftigen Armee der Ukraine heißt Waleri Saluschni.

Der zweifache Vater wurde erst im vergangenen Juli zum Oberkommandierenden der ukrainischen Streitkräfte ernannt. Mit 48 Jahren für den Posten noch recht jung ist Saluschni der erste in seiner Position, der seine militärische Laufbahn nicht mehr in der Sowjetarmee begonnen hat. Darauf basiert nach Einschätzung von Experten ganz wesentlich sein Erfolg.

Bei der Besetzung der Krim 2014 traf die russische Armee kaum auf nennenswerten Widerstand. Ein Grund lag darin, dass die Struktur der ukrainischen Streitkräfte noch stark sowjetisch geprägt war, das heißt: sehr zentralistisch. Wenn aus Kiew kein Befehl kam, kämpfte die Truppe vor Ort auch nicht. Manche Soldaten liefen sogar zu den Russen über.

Seitdem haben sich Befehlsstruktur und Mentalität stark verändert. Mit Saluschnis Amtsantritt wurde diese grundlegende Wende gleichsam abgeschlossen. Zudem diente der neue Armeechef seit 2014 ununterbrochen an der umkämpften Grenze zu den russischen Separatistengebieten in der Ost-Ukraine, verfügt also über reichlich konkrete Fronterfahrung.

Bis Kriegsausbruch wurden zudem 10.000 ukrainische Offiziere von NATO-Ausbildern geschult. Saluschni beförderte den Erwerb westlicher Waffentechnik und führte oft gemeinsame Manöver mit britischen und US-amerikanischen Truppen durch. Die Befehlsstruktur entspricht nunmehr westlichen Standards mit weit mehr Entscheidungsfreiheit auf den unteren Ebenen. Das erlaubt es den Truppenteilen, deutlich flexibler auf die Herausforderungen eines vergleichsweise chaotischen Frontverlaufs zu reagieren. 

Damit steht Waleri Saluschni für eine Armee, die in Mentalität und Struktur im Grunde genommen bereits eine NATO-Streitmacht geworden ist, ohne dem Bündnis formal anzugehören. Gleichwohl strebt Kiew nach wie vor nach einem Beitritt zum Bündnis.   H.H.