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Folge 12-22 vom 25. März 2022 / Kunst / Treppauf, treppab in Endlosschleife / Vor 50 Jahren starb M. C. Escher, dessen Graphiken von logischen Paradoxien durchsetzt sind

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-22 vom 25. März 2022

Kunst
Treppauf, treppab in Endlosschleife
Vor 50 Jahren starb M. C. Escher, dessen Graphiken von logischen Paradoxien durchsetzt sind
Harald Tews

Wie ist das möglich? Eine Reihe von Figuren geht die Treppe herunter, nur um am Ausgangspunkt wieder anzukommen. In derselben Endlosschleife steckt auch die Gruppe, welche die Stufen im Kreis hinaufsteigt. Rein optisch erscheint auch alles logisch in der Bildergalerie, in der ein Junge das Gemälde einer perspektivisch verzerrten Hafenstadt betrachtet mit einem Jungen, der in einer Bildergalerie ein Gemälde betrachtet. Dieses Spiel der optischen Täuschung und visuellen Selbstbezüglichkeit beherrschte niemand so perfekt wie der Niederländer M. C. Escher.

Mit seinen paradoxen Zeichnungen und Holzdrucken, in denen sich Ebenen überschneiden, ist der vor 50 Jahren gestorbene Escher ein Solitär in der Kunstwelt. Der 1898 als Maurits Cornelis Escher geborene Graphiker lässt sich keiner Kunstrichtung zuordnen. Nach seinem eigenen Verständnis befanden sich seine Werke zwischen Kunst und Mathematik.

Damit aber hat er nachhaltigen Einfluss genommen auf eine Generation, welche mit Computern groß geworden ist und die mathematische Gedankenexperimente spielerisch umgesetzt hat. Dabei war man fasziniert vom „Möbiusband“ – ein nach dem Leipziger Mathematiker August Ferdinand Möbius benanntes Band mit nicht unterscheidbaren Innen- und Außenseiten (die Commerzbank verwendet es als Firmenlogo)–, dem „Tribar“ – ein scheinbar nur aus rechten Winkeln bestehendes „unmögliches Dreieck“ im dreidimensionalen Raum – oder der nach einem britischen Physiker benannten „Penrose-Treppe“, die zu sich selbst zurückläuft. Noch bevor diese geometrisch unlogischen Figuren populär wurden, hat Escher sie zeichnerisch so perfekt umgesetzt, als wären sie am Computer entstanden. Dabei war alles Handarbeit aus Tinte, Tusche und Druckerschwärze.

Angeregt von den maurischen Ornamenten in der Alhambra von Granada entwarf Escher auch Metamorphosen von Fischen, Vögeln und Reptilien, die sich in einem unendlichen Kreislauf bewegen und in- sowie miteinander verschmelzen. Noch heute werden diese schwarz-weißen Entwürfe vielfach als farbige Tapetenmuster zweckentfremdet.

Das Zerfließen geometrischer Formen in unendliche Einheiten hat den von Architektur und der Musik Johann Sebastian Bachs begeisterten Escher zeitlebens fasziniert. Die strenge architektonische Form in Bachs musikalischen Kanons, die wiederum wie Penrose-Treppen in paradoxen Kreisläufen aufgebaut sind, kennzeichnen auch Eschers Werk. Seine anschaulichen Werke machten ihn zu einer Ikone der Populärwissenschaft. Nach seinem Tod am 27. März 1972 verewigte ihn der US-Physiker Douglas R. Hofstadter in seinem bis heute populären Bestseller „Gödel, Escher, Bach – ein Endloses Geflochtenes Band“.

Escher in Het Paleis In dem Stadtpalais von Den Haag, Lange Voorhout 74, gibt es eine Escher-Dauerausstellung, geöffnet täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr, Eintritt: 11 Euro. Zusätzlich läuft dort bis 29. Mai eine Sonderausstellung über Andy Warhol. Internet (auch auf Deutsch): www.escherinhetpaleis.nl