20.05.2024

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Folge 13-22 vom 01. April 2022 / Geopolitik / Moldau hat gute Gründe, Putin zu fürchten / Neue Regierung strebt nach Westen – Das prorussische Transnistrien könnte zum Problem werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-22 vom 01. April 2022

Geopolitik
Moldau hat gute Gründe, Putin zu fürchten
Neue Regierung strebt nach Westen – Das prorussische Transnistrien könnte zum Problem werden
Bodo Bost

Moldau mit nur 2,5 Millionen Einwohnern ist von Rumänien und der Ukraine eingeschlossen. Rund 9000 russische Soldaten sind seit 1992 nur wenige Dutzend Kilometer von der Hauptstadt Chisinau entfernt in der „Republik Transnistrien“ stationiert. Seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine herrscht Alarmzustand. Viele Beobachter glauben, dass Putin im Falle eines Sieges in der Ukraine nur ein einfaches Ultimatum stellen müsste, um das Land einzunehmen. Einen charismatischen Präsidenten wie die Ukraine hat Moldau nicht. Viele Bewohner haben bereits ihre Koffer gepackt, um im Falle eines russischen Ansturms zu fliehen.

Es ist ein kleiner Landstrich, der das Feuer entfachen könnte: Transnistrien. Dieses Gebiet mit etwa 500.000 Einwohnern erinnert gefährlich an den Donbass – eine prorussische Region im Osten der Ukraine, die den Ursprung des aktuellen Krieges darstellt. Transnistrien ist ein schon unter Präsident Jelzin geschaffener prorussischer Staat, der sich 1992 für unabhängig erklärt hat. Tatsächlich hat der schmale Landstrich alle Merkmale eines „echten“ Staates: Das einzige Problem ist, dass Transnistrien von keinem Mitglied der Vereinten Nationen (UN) anerkannt wird. Auch nicht von Russland, und dennoch sind seit dreißig Jahren russische Truppen in dem Gebiet stationiert. 

Der Landstreifen, der nur wenige Kilometer von Odessa entfernt liegt, ist von strategischem Interesse. Einige Beobachter befürchten, dass er als russischer Stützpunkt für einen Angriff auf die nur einen Steinwurf entfernte ukrainische Hafenstadt dienen könnte.

Moldau hat noch ein weiteres Problem: Obwohl es sich als proeuropäisch bezeichnet, ist es weder Mitglied der Europäischen Union (EU) noch der NATO. Außerdem unterhält es eine zwiespältige Beziehung zu Russland. Lange haben prorussische Präsidenten das Land beherrscht. Die neue Präsidentin Maia Sandu (49) bezeichnet sich als proeuropäisch. Sie trat Ende 2020 die Nachfolge des prorussischen Igor Dodon an. 

Trotz der EU-Annäherung bleibt Moldau sehr gespalten. Etwa 54 Prozent seiner Einwohner möchten der EU beitreten, während 32 Prozent lieber der von Russland ins Leben gerufenen Eurasischen Wirtschaftsunion beitreten würden. Darüber hinaus hat sich Moldau von den Europäern abgegrenzt, indem es die Sanktionen gegen Russland ablehnt. Der kleine Staat ist anfällig für russische Propaganda. Es herrscht eine regelrechte Medienschlacht, der sich seit Beginn des Krieges verschärft hat. Obwohl Moldau vor allem seit seiner Unabhängigkeit von der UdSSR weitgehend rumänischsprachig ist, ist das sowjetische Erbe immer noch prägnant. Dies spiegelt sich auch darin wider, dass drei russische Staatssender die wichtigsten Nachrichtensender sind und den Markt weitgehend beherrschen. Alle Film- und Musikkanäle sind in russischer Sprache.