19.05.2024

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Folge 13-22 vom 01. April 2022 / China / Null-Covid-Strategie stößt an ihre Grenzen / Mit seiner Rigorosität bei der Corona-Bekämpfung droht Peking das Land ins Chaos zu stürzen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-22 vom 01. April 2022

China
Null-Covid-Strategie stößt an ihre Grenzen
Mit seiner Rigorosität bei der Corona-Bekämpfung droht Peking das Land ins Chaos zu stürzen
Peter Entinger

China war der Ausbruchsort der Corona-Pandemie und galt seit Beginn der Krise als eines der Länder, die mit besonders rigiden Maßnahmen eine Ausbreitung des Virus weitgehend unter Kontrolle halten konnten. Immer wieder wurden regionale Lockdowns verhängt.

Doch nun gerät diese sogenannte Null-Covid-Strategie an ihre Grenzen. Die hochansteckende Omikron-Variante hat eine regelrechte Panik ausgelöst. Menschen strömten in die Supermärkte, um Hamsterkäufe zu tätigen, weil das Gerücht die Runde machte, die Regierung würde einen großflächigen Lockdown verhängen.

Die 17-Millionen-Metropole Shenzhen hatte vor zwei Wochen knapp 400 Fälle und musste dennoch für sieben Tage in einen kompletten Lockdown. Die Großstadt gilt als das Silicon Valley Chinas. Elektronikkonzerne wie Huawei und Tencent kommen von dort. „Shenzhen hat die Einwohnerzahl von Nordrhein-Westfalen hat, und gleichzeitig das Bruttosozialprodukt von Südafrika. Wenn Shenzhen ein Problem, dann hat China ein Problem“, sagte Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer in China. 

Die Zahl der täglich gemeldeten Infektionen liegt Mitte März relativ konstant bei knapp 5000. Selbst, wenn die Dunkelziffer wie angenommen deutlich höher sein sollte, sind die Zahlen im Vergleich zu den europäischen Werten verschwindend gering. Doch das Null-Covid-Konzept stößt an seine Grenzen, und der Frust in der Bevölkerung scheint zu wachsen. 

Angesichts der größten Corona-Welle seit zwei Jahren arbeiten die Behörden am Ausbau der Krankenhaus-Kapazitäten, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Doch die Stimmung wird zunehmend schlecht. Ausländische Medien berichten von Arbeitern, die auf der Straße schlafen, damit sie nicht in ihre Siedlung zurückmüssen, die gerade von einem Lockdown betroffen ist. Die Einwohner des Industriestandorts Shenyang dürfen seit zwei Wochen ihre Wohnanlagen nur mit einem aktuellen negativen Corona-Test verlassen. Shenyang ist die wichtigste Wirtschaftsmetropole des Nordostens. Dort hat BMW eines seiner größten Werke weltweit, zudem sitzen viele Automobilzulieferer hier. Die Firmen haben Angst, dass es zu einer Masseninfektion kommt. Gleichzeitig kursieren Mobiltelefonvideos, in denen zu sehen ist, wie Polizisten Test-Verweigerer mit Gewalt aus den Wohnungen holen. Es gibt Städte in China, in denen haben die Gesundheitsbehörden begonnen, die Haustiere von Bewohnern in Quarantäne zu töten. Mittlerweile herrscht für mehr als 60 Städte ein Lockdown, die Volkswagen-Werke in der abgeriegelten nordchinesischen Stadt Changchuns müssen mindestens drei Wochen schließen. Die Sorgen vor Auswirkungen auf Lieferketten wachsen. 

Doch die Staatsführung in Peking gibt sich derzeit noch unbeeindruckt. Staatschef Xi Jinping betonte in der vergangenen Woche die Notwendigkeit, das Leben der Menschen in den Vordergrund zu stellen und „mit wissenschaftlichen und gezielten Maßnahmen an der dynamischen Null-COVID-Strategie“ festzuhalten. Xi forderte zugleich, die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft des Landes zu „minimieren“.