19.05.2024

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Folge 14-22 vom 08. April 2022 / Hospitalisierungsrate / Mit oder wegen Corona im Krankenhaus? / Immer mehr Kliniken veröffentlichen die divergierenden Zahlen und konterkarieren damit das Katastrophen-Narrativ von Politikern wie Lauterbach

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-22 vom 08. April 2022

Hospitalisierungsrate
Mit oder wegen Corona im Krankenhaus?
Immer mehr Kliniken veröffentlichen die divergierenden Zahlen und konterkarieren damit das Katastrophen-Narrativ von Politikern wie Lauterbach
Wolfgang Kaufmann

Die sogenannte Hospitalisierungsrate, also die Zahl der COVID-19-Patienten in den Krankenhäusern, gilt hierzulande als zentrale Kennziffer, wenn es darum geht, die Notwendigkeit von freiheitseinschränkenden Maßnahmen zu begründen. Dabei wurde bislang aber noch nie präzise und flächendeckend unterschieden, ob jemand „mit“ oder „wegen“ Corona im Krankenhaus oder gar auf der Intensivstation lag. 

Neben den an COVID-19 Erkrankten, die aufgrund ihrer Infektion Lungenprobleme bekamen und deshalb unter Umständen eine künstliche Beatmung benötigten, gingen auch Menschen mit Unfällen, Herzinfarkten und anderen gesundheitlichen Schäden als „Corona-Patienten“ in die Statistik ein, sobald ihr SARS-CoV-2-Test in der Klinik positiv ausfiel. 

Das bestätigten der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Ingo Morell, und der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Gernot Marx, bei einer Anhörung durch den Gesundheitsausschuss des Bundestages am 14. März. Dabei fiel das Argument, man könne unmöglich „ganz genau messerscharf trennen“, aus welchem Grunde jemand im Krankenhaus behandelt werde, da COVID-19 doch „immer … ein auch aufs Leben bedeutsamer Faktor ist“.

Die Helios-Kliniken-Gruppe fing an

Das Vorgehen der Kliniken stieß auf keinerlei Kritik seitens des dem Gesundheitsministerium unterstehenden Robert-Koch-Institutes (RKI). Denn dieses agierte lange Zeit genauso, wie aus seiner Internetseite hervorging: „In Einklang mit den internationalen Standards der Weltgesundheitsorganisation WHO und des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten ECDC wertet das RKI alle labordiagnostischen Nachweise von SARS-CoV-2 unabhängig vom Vorhandensein oder der Ausprägung der klinischen Symptomatik als COVID-19-Fälle.“ Darum wurden die Kliniken nicht angehalten, zu differenzieren, obwohl damit ein ganz anderes Licht auf die Auslastung der Krankenhäuser beziehungsweise Intensivstationen gefallen wäre. Allerdings legen manche Einrichtungen oder deren Träger nun in Eigenregie Zahlen vor.

Den Anfang machte die Helios-Kliniken-Gruppe, welche in der Bundesrepublik 86 Krankenhäuser betreibt, am 23. März. An diesem Tage veröffentlichte der Konzern einen Bericht über die „Covid-Patienten“ auf seinen Normal- und Intensivstationen seit dem 26. Januar 2022. 

Nun folgen die Mitbewerber

Aus dem Papier geht hervor, dass der nunmehr systematisch erfasste Anteil der „liegenden Fälle mit COVID-19“, aber „ohne symptomatische Lungen-/Bronchialerkrankung“, in den letzten Wochen von 50 auf 75 Prozent stieg. Das heißt, die Hälfte und später dann sogar drei Viertel der „Covid-Patienten“ waren gar keine. Hierzu sagte eine Helios-Sprecherin: „Uns haben zuletzt vermehrt entsprechende Nachfragen erreicht. Wir halten die Daten für relevant und haben uns im Zuge unseres transparenten Umgangs mit Corona-Zahlen dafür entschieden, die tagesaktuellen Statistiken um diese Angaben zu erweitern. Uns ist nicht bekannt, dass auch andere Betreiber diese Daten veröffentlichen.“

Aber genau das tun die Mitbewerber nun ebenfalls immer öfter. Damit widersprechen die Kliniken dem Katastrophen-Narrativ von Politikern wie dem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Hierzu einige Beispiele: Der kommunale Berliner Krankenhausbetreiber Vivantes – Netzwerk für Gesundheit, dem neun Krankenhäuser in der Bundeshauptstadt gehören, erklärte kürzlich, von 100 positiv auf Corona getesteten Intensivpatienten müssten etwa 70 nicht wegen einer COVID-19-Symptomatik behandelt werden. Und die zusammengeschlossenen Universitätskliniken Gießen und Marburg im nunmehrigen Besitz der privaten Rhön-Klinikum AG teilten mit, in beiden Häusern liege der Anteil der „echten“ Corona-Patienten mittlerweile nur bei 20 bis 30 Prozent. 

Noch geringer ist die Quote der nicht bloß zufällig positiv Getesteten in der Klinik für Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover und in der Universitätsklinik Frankfurt. Diese beträgt laut Auskunft der dortigen leitenden Ärzte lediglich um die zehn Prozent.