19.05.2024

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Folge 14-22 vom 08. April 2022 / Stadtbild-Reparatur / Soll die Garnisonkirche ein Fragment bleiben? / Gegner des Potsdamer Wiederaufbau-Vorhabens machen mit immer neuen Einwänden mobil

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-22 vom 08. April 2022

Stadtbild-Reparatur
Soll die Garnisonkirche ein Fragment bleiben?
Gegner des Potsdamer Wiederaufbau-Vorhabens machen mit immer neuen Einwänden mobil

In die Debatte über fehlende Finanzmittel für den Bau des Kirchturms der Potsdamer Garnisonkirche ist neue Bewegung gekommen. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz hat im März beschlossen, für den laufenden Betrieb einen „Einmalzuschuss für coronabedingte Ausfälle“ von knapp einer Million Euro zur Verfügung zu stellen. Konkret will die Landeskirche in den Jahren 2022 und 2023 jeweils 490.000 Euro überweisen. 

Die Kirche unterstützt den Wiederaufbau schon bisher mit Krediten über insgesamt fünf Millionen Euro. Berlins evangelischer Bischof Christian Stäblein sagte zu der Entscheidung, die Stiftung habe Pandemie-bedingt unter erheblichen Einnahmeausfällen und einem massiven Spendenrückgang zu leiden gehabt. Es sei „schlicht die Frage zu entscheiden gewesen, ob die Kirchenleitung zu diesem Projekt und Erbe steht oder nicht“, so Stäblein.

Ein Sprecher von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sagte zur Ankündigung der Landeskirche, diese sei positiv zur Kenntnis genommen worden. Wie es weiter aus der Behörde der Kulturstaatsministerin hieß, werde der Förderantrag der Stiftung weiter geprüft. Ein  Sprecher erklärte zudem, dass man entgegen der Auffassung des Bundesrechnungshofs „die zuwendungsrechtlichen Vorschriften beachtet“ und das eingeräumte Ermessen „pflichtgemäß ausgeübt“ habe.

In einem im Februar öffentlich gewordenen Bericht hatte der Rechnungshof infrage gestellt, ob die zugesagten 4,5 Millionen Euro an Fördermitteln des Bundes ausgezahlt werden können. Die Rechnungsprüfer hatten im Bericht Zweifel geäußert, ob der Bund bei der Bewilligung früherer Zuschüsse beurteilen konnte, inwieweit insgesamt ausreichend Mittel für den geplanten Bau bereitstehen.

„Projekt gescheitert“

Die Initiative „Christen brauchen keine Garnisonkirche“ hat ihre Kritik an der Trägerstiftung Garnisonkirche erneuert. In einem Brief fordert die Initiative, seitens der Kirche die Vermögensverhältnisse der Garnisonkirchenstiftung und die Kostenübernahme für den in Aussicht genommenen Betrieb zu klären. Zudem sollten auch in der Stiftung personelle Konsequenzen gezogen werden. Weiter heißt es in dem Schreiben, es gebe eine „besorgniserregende Fragilität des Finanzkonzepts samt seiner überzogenen Spendenerwartungen“. 

Das Projekt Garnisonkirche Potsdam sei gescheitert, so das (erwartbare) Fazit der Initiative: „Nach ihrem Scheitern legt die Stiftung das Projekt der Landeskirche vor die Tür.“ Nach Einschätzung der Initiative steht die Landeskirche selbst vor großen finanziellen Herausforderungen. Hierbei verweisen die Gegner der Garnisonkirche unter anderem auf eine nach ihrer Meinung erforderliche ökologische Ausrüstung des Gebäudebestands der Kirchengemeinden.

Johann Hafner, Professor für Religionswissenschaft an der Universität Potsdam, hat inzwischen vorgeschlagen, den Garnisonkirchenturm unvollendet stehen zu lassen. In einem Gastbeitrag für die „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ stellte Hafner die Frage, ob „ein Fragment nicht der angemessene Ausdruck der Situation“ sei, dass „die Stadtgesellschaft trotz vielfacher Bemühungen nie zu einem Konsens über dieses Projekt gelangt ist und wohl nie gelangen wird“. N.H.