19.05.2024

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Folge 14-22 vom 08. April 2022 / Erich von Falkenhayn / Illusionslos, rücksichtslos, erfolglos

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-22 vom 08. April 2022

Erich von Falkenhayn
Illusionslos, rücksichtslos, erfolglos
Erik Lommatzsch

Der Historiker Holger Afflerbach urteilt hart über Erich von Falkenhayn: „Die Bilanz dieses Lebens ist negativ.“ Dabei hatte der befähigte Offizier in seiner Laufbahn so ziemlich alles erreicht. Ab Juli 1913 war er preußischer Kriegsminister, ab September 1914 leitete er zudem als Generalstabschef die Kriegführung des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg.

Geboren wurde Falkenhayn am 11. September 1861 in Westpreußen. Nach Kriegsakademie und erster Generalstabstätigkeit wirkte er mehrere Jahre in Fernost, zeitweise in chinesischen Diensten. Nach seiner Rückkehr stieg er kontinuierlich auf. Bei der Ernennung zum Minister sah er sich dem Verdacht ausgesetzt, sein Ansehen im Kaiserhaus habe den Ausschlag gegeben. Bekannt wurde er für sein scharfes Auftreten im Parlament. Überschattet war dadurch seine qualifizierte Arbeit an der Heeresreform. 

Seine Empfindungen in der Euphorie des August 1914 fasste er in die Worte: „Und mögen wir auch darüber zugrunde gehen, schön war’s doch.“ Nach Afflerbach hatte Falkenhayn als Generalstabschef „maßgeblichen Anteil“ an „der Brutalität der Kriegführung“. Andererseits seien viele deutsche Politiker „annexionistischer, unmäßiger und unvernünftiger in ihren Forderungen und Zielen“ gewesen. Falkenhayn habe bis Ende 1915 eine Strategie verfolgt, die auf einen „Kompromissfrieden hätte hinauslaufen können“. Mit seinen Vorstellungen, bereits im November 1914 mit Frankreich und Russland Frieden zu schließen, konnte er sich nicht durchsetzen. Als „Erzfeind“ galt ihm, im Unterschied zu anderen, England. Den uneingeschränkten U-Boot-Krieg befürwortete er. 

Im Zuge seiner Überzeugung, dass ein Sieg nicht möglich sei, ist die 1916 von ihm initiierte Schlacht um Verdun zu sehen. Er glaubte, mit der „Ermattungsstrategie“, die unter Inkaufnahme großer Verluste zur „Blutpumpe“ wurde, den Boden für Verhandlungen bereiten zu können. Falkenhayn, ein Mann einsamer Entschlüsse, hatte bereits Anfang 1915 das Ministeramt verloren, im August 1916 wurde er auch als Generalstabschef abgelöst. Seine Nachfolger der dritten Obersten Heeresleitung, repräsentiert durch Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff, setzten auf Siegfrieden. Falkenhayn übernahm bis Kriegsende Kommandos gegen Rumänien, in Nahost und Weißrussland. Am 8. April 1922 ist er bei Potsdam gestorben.