19.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Folge 14-22 vom 08. April 2022 / Allenstein / Ein Zufluchtsort für Ukrainer / Sofortiger Bezug möglich – Die Stadt stellt ein ehemaliges Studentenwohnheim zur Verfügung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-22 vom 08. April 2022

Allenstein
Ein Zufluchtsort für Ukrainer
Sofortiger Bezug möglich – Die Stadt stellt ein ehemaliges Studentenwohnheim zur Verfügung
Dawid Kazanski

Allenstein nimmt immer mehr Ukrainer auf und bereitet deshalb neue Unterkünfte für die Kriegsflüchtlinge vor. Die Renovierung des ehemaligen Waisenhauses in der Korczaka-Straße steht kurz vor dem Abschluss. Der Stadtpräsident Piotr Grzymowicz sagte, die Arbeiten schritten zügig voran und die Stadt werde bald in der Lage sein, etwa 60 Waisenkinder aus der Ukraine aufzunehmen. 

Der Austausch von 70 Türblättern, Armaturen, Spachtel- und Malerarbeiten sowie die Erneuerung einiger Bodenplatten sind die wesentlichen Maßnahmen, die noch durchgeführt werden. Die Ausstattung des gesamten Gebäudes wird etwa 50.000 Euro kosten. Insgesamt belaufen sich die Kosten mit weiteren Renovierungsarbeiten auf etwa 90.000 Euro. 

Immer mehr Unterkünfte

Ukrainische Staatsbürger fanden auch in einem der größten Studentenwohnheime in Allenstein eine neue Bleibe, das wegen der sinkenden Studentenzahlen seit Langem leer stand. In Absprache mit der Universität Ermland-Masuren übergab das Woiwodschaftsamt das Gebäude an das städtische Krisenmanagementsystem. Es stellte sich heraus, dass es nicht einmal nötig war, die Zimmer zu renovieren. Es reichte aus, sie gründlich zu reinigen. 

Seit einiger Zeit kommen Flüchtlinge nach Allenstein, die aus Warschau oder Krakau verlegt wurden. Sie werden in das Studentenwohnheim einquartiert, das 500 Personen beherbergen kann. Die Ukrainer werden verpflegt und haben bei Bedarf auch Zugang zu medizinischer Hilfe, einem Psychologen sowie einem Dolmetscher. Einige Alltagsgegenstände wie Tassen, Teller, Besteck und Spielzeug wurden bei einer im Woiwodschaftsamt Allenstein organisierten Spendenaktion gesammelt. 

Lokalen Medienberichten zufolge sind derzeit rund 400 Menschen in städtischen Einrichtungen untergebracht. Die Zahl der Flüchtlinge, die von Stadtbewohnern bei sich zu Hause aufgenommen wurden, ist nicht bekannt. In der Hauptstadt der Woiwodschaft Ermland-Masuren gibt es eine Reihe von Angeboten, die von kulturellen Einrichtungen für Flüchtlinge aus der Ukraine vorbereitet werden: Besuche der öffentlichen Stadtbibliothek und des städtische Kulturzentrums sowie des Planetariums und der Sternwarte. 

Auch die Stiftung Borussia setzt sich für Flüchtlinge ein, aber dort benötigt man mehr Freiwillige. „Wir suchen Menschen, die Ukrainisch und Russisch sprechen und bereit sind, sich für die ukrainische Gemeinschaft im Bereich Bildung und Integration zu engagieren. Es geht um Unterstützung im Schul- und Kindergartenunterricht, um individuelle Hilfe, die Teilnahme an Integrationsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern”, erläutert die Vorsitzende von Borussia, Kornelia Kurowska. 

Die Universität Ermland-Masuren setzt auf die sprachliche Integration der Flüchtlinge durch einen Polnischkurs. Ein ähnliches Angebot unterbreitet auch die Evangelisch-Augsburgische Kirchengemeinde in der Altstadt. 

Die Hilfe seitens der Pfingstgemeinde ist von unschätzbarem Wert, da sie eine Internetseite zur Unterstützung der ukrainischen Besucher eingerichtet hat. Die Webseite ist in drei Sprachen nutzbar – Ukrainisch, Englisch und Deutsch. Außerdem hat dreimal pro Woche ein Hilfslager geöffnet, in dem die Ukrainer Kleidung, Lebensmittel, Kosmetika, Haushaltsreiniger und Spielzeug erhalten können. Auch dort können die Flüchtlinge auf einen Sprachkurs zählen. „Ab dem 2. April haben wir mit kostenfreien Polnisch-Sprachkursen für Flüchtlinge begonnen. Wir bereiten auch ein spezielles Angebot für ukrainische Kinder vor“, teilte Ewa Giska von der Pfingstkirche mit.

Sprachkurse und Kulturangebote

In der Stadt werden weiterhin Produkte gesammelt, die an die Grenze und in ukrainische Städte geschickt werden sollen. Neben haltbaren Lebensmitteln werden medizinische Hilfsmittel, Pflegeprodukte, Hygieneartikel, Decken, warme Jacken oder Spielzeug benötigt.

Das Hauptlager in Allenstein befindet sich in der Lebensmittelbank. Die Organisation arbeitet dynamisch seit Beginn des Konflikts. „In dieser Zeit haben wir etwa 90 Tonnen an Geschenken erhalten und in die Ukraine geschickt. Diese Hilfe wurde von den Einwohnern der Stadt und der Region sowie von Norwegen, Frankreich, der Bundesrepublik Deutschland und den Niederlanden gespendet. Leider ist ein Ende des Krieges nicht in Sicht. Wir arbeiten weiter und ermutigen alle Hilfsbereite, unsere Nachbarn kontinuierlich zu unterstützen”, so Vertreter der Lebensmittelbank. Die Spenden aus Allenstein erreichten bisher eine Reihe von ukrainischen Städten: die Partnerstadt Luzk (Lutschesk), aber auch Lemberg (Lwiw), Saporischschja und Winnyzja.