19.05.2024

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Folge 14-22 vom 08. April 2022 / Geschichte / Von Aufstieg und Niedergang / Der Historiker Daniel Hedinger leistet mit seiner Habilitationsschrift über den Dreimächtepakt einen wichtigen Beitrag zur Geschichtsschreibung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-22 vom 08. April 2022

Geschichte
Von Aufstieg und Niedergang
Der Historiker Daniel Hedinger leistet mit seiner Habilitationsschrift über den Dreimächtepakt einen wichtigen Beitrag zur Geschichtsschreibung
Dirk Klose

Die Welt hielt den Atem an. Am 27. September 1940 hatten die Achsenmächte Deutschland, Italien und Japan in Berlin ihren Dreimächtepakt unterzeichnet. Beflügelt von militärischen Erfolgen und getrieben von einer aggressiven Ideologie machten sie sich anheischig, die Welt nach ihren Vorstellungen neu zu ordnen. Und in der Tat, so sagt es der Historiker Daniel Hedinger, kamen sie von Ende 1940 bis Mitte 1942 „im Verbund vorübergehend der Etablierung einer faschistischen Weltordnung zum Greifen nahe“.

Hedingers Buch „Die Achse. Berlin-Rom-Tokio 1919–1946“ rückt die von Mussolini auf den Begriff gebrachte „Achse“ ins Zentrum seiner Darstellung. Der 1922 in Italien zur Macht gekommene Faschismus beflügelte den Nationalsozialismus in Deutschland und mehr und mehr auch Japan, das ab 1932 auf dem Festland den Vasallenstaat Mandschukuo etablierte und sich bald darauf in einen Dauerkrieg mit China steigerte. 1936 kam es zum Antikominternpakt zwischen Deutschland und Japan, dem später Italien beitrat. In einer überheblichen Selbstherrlichkeit und sich gegenseitig anstachelnd verfolgten sie eine rücksichtslose Machterweiterung, Deutschland im Osten Europas, Japan in einer „großostasiatischen Wohlstandssphäre“ im Westen dere Insel. 

Deutschland und Italien, so der Autor, trieb es von der Ideologie her zur Expansion: Japan legitimierte vor sich selbst seine endlosen Kriege mit der nationalistischen Ideologie, geprägt von rücksichtsloser, bis zum Genozid gehender Kriegsführung und Imperialismus. Er verweist auf den deutschen Krieg gegen Polen und die Sowjetunion und auf Japans Überfall auf die US-Flotte in Pearl Harbor am 8. Dezember 1941. Heute weiß man, wie widerstandsfähig die USA, Großbritannien und die Sowjetunion waren. Damals befürchtete man selbst in Washington und London zeitweise eine faschistische Weltherrschaft.

Das Ende der Achse kam dann doch rasch. Sie hatte ihre Kräfte überspannt. Schon 1943 fiel Italien, zwei Jahre später erlebten Deutschland mit Kapitulation und Vertreibung, Japan mit den ersten Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki ihr schreckliches Ende.

Hedingers Habilitationsschrift ist ein großer Wurf. Man hätte sich wünschen können, die Jahre bis Kriegsende noch genauer in den „Achsenblick“ zu nehmen. Trotz der bewusst nüchternen Darstellung: „Die Achse“ symbolisierte neben dem Kommunismus die schlimmste Ausprägung fanatisierter Macht, der weltweit Abermillionen Menschen zum Opfer fielen.

Daniel Hedinger: „Die Achse. Berlin-Rom-Tokio 1919–1946“, C.H.Beck Verlag, München 2021, gebunden, 544 Seiten, 29,95 Euro